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Audi Imperator: Der letzte seiner Art

„In der nun fünfjährigen Geschichte von Audi Tradition, ist das heute ein ganz besonderer Moment für uns“, sagte Thomas Frank, oberster Traditionshüter von Audi, „endlich können wir den ersten großen Audi wieder zeigen.“ Den Audi Imperator nämlich, ein Achtzylinder-Modell aus dem Jahr 1929, das als das weltweit letzte seiner Art gilt.

Heute (11.11.03) wurde das imposante Fahrzeug in Glienick bei Berlin nach zweijähriger Restaurationszeit, an den Leiter von Audi Tradition übergeben.

Wieder in Originalzustand versetzte das Fahrzeug die Firma Fahrzeugrestaurierung Rosenow, welche für Audi Tradition bereits eines der absoluten Schmuckstücke des Audi museum mobile in Ingolstadt in neuem Glanz erstrahlen ließ – den Zwölfzylinder Horch 670. Bei Audi Tradition ist man von der erneuten Arbeit des Restauratoren-Teams um Peter Spillner mehr als angetan. Thomas Frank: „Der Audi Imperator sieht bis ins kleinste Detail phantastisch aus. Unsere Erwartungen wurden übertroffen.“ Auch Peter Spillner ist zufrieden: „Das war bisher die größte Herausforderung an unser Unternehmen.“ Dort musste man am Fahrzeug nämlich nicht nur restaurieren, sondern auch neu konstruieren.

Das 5,16 Meter lange Gefährt war Ende der 1990-er Jahre in Sachsen entdeckt und von Audi Tradition gekauft worden. In geschichtlichem Zusammenhang sehr spannend: Wie in den 1920-er Jahren auch, erhielt man den Imperator als Fahrwerk mit Motor. Hatten die gutbetuchten Käufer von damals (der seinerzeitige Preis von über 16.000 Reichsmark entsprach dem Wert eines kleineren Hauses) das „Rohgerüst“ an Kutschenbauer weitergereicht, um sich Karossen ihrer Wahl entwerfen zu lassen, musste Peter Spillner „zaubern“. Der Restaurator: „Wir orientierten uns an Originalfotos aus dem Audi Archiv, die Wahl fiel schließlich auf einen offenen Tourenwagen/Phaeton-Aufbau.“ Auch bei der Farbe setzte man auf Originalität. An einem der Scheinwerfer konnte die ursprüngliche Lackierung festgestellt werden, die man am ehesten mit grün-braun-oliv umschreiben möchte. Für die Details der Karosserie sahen sich Spillner und seine Leute in vielen Museen um. Der 35-jährige Preuße: „Wir studierten die vergleichbar alten Autos, weil alle Hersteller von den gleichen Zulieferern versorgt wurden.“

Ein großer Erfolg war Audi Ende der 1920-er Jahre mit dem Imperator aber nicht beschieden. Als Nachfolger des innovativen Audi Typ M Sechszylinders fiel der Imperator Achtzylinder mitten hinein in die wirtschaftlich schwierige Zeit der damaligen AUDI Werke, die in der Übernahme des DKW Gründers Jörgen Skafte Rasmussen mündete und sich durch die ausbrechende Weltwirtschaftskrise noch verschlimmerte. Ganze 145 Stück wurden vom Audi Imperator gebaut. Ralf Hornung, bei Audi Tradition für Ankauf und Restauration der historischen Fahrzeuge zuständig: „Der Imperator war ein hervorragendes Auto aber zur falschen Zeit auf dem Markt.“ Das weltweit letzte Exemplar ging laut Hornung durch viele Hände und dürfte aus einer besonderen Situation heraus überlebt haben. Der Oldtimer-Spezialist: „Es steht zu vermuten, dass das Fahrzeug einer Feuerwehr dienen sollte. Dort wurden die Autos immer pfleglich behandelt.“ Gekauft wurde das Luxusgefährt jedenfalls in einem sehr passablen Zustand. Restaurator Spillner: „Der Originalmotor lief noch.“

Ein paar technische Feinheiten weist der 100 PS starke Wagen mit seinen fünf Litern Hubraum auf: Die Motorhaube bestand bereits aus Aluminium, in die dort befindliche 1, dem damaligen Audi Markenzeichen, war ein Thermometer integriert, der Reifenwechsel konnte mit nur einer Zentralmutter durchgeführt werden, das historische Fahrzeug wurde von einer „Schnecke“, einem speziellen Hinterachsantrieb bewegt und bemerkbar machte sich der Imperator-Chauffeur durch eine sogenannte Auspuff-Schallmei, die auch heute noch wie ein Nebelhorn röhrt. Allzu oft dürfte der letzte weltweit verbliebene Audi Imperator aber nicht „ausgerückt“ sein. Ganze 19.000 Kilometer standen auf dem Tacho.

Fürs erste ist es bei Audi Tradition nicht vorgesehen, das nun wieder in altem Glanz erstrahlende Automobil im Audi museum mobile in Ingolstadt zu präsentieren. Thomas Frank, Leiter Audi Tradition: „Der Audi Imperator wird vorerst ausschließlich bei besonderen Unternehmensauftritten zum Einsatz kommen.“

Das Audi Markenzeichen der Vier Ringe symbolisiert die Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer, die in der Auto Union zusammengefasst wurden. Auto Union und NSU, die 1969 fusionierten, prägten die Entwicklung des Automobils maßgeblich. 1985 entstand aus der Audi NSU Auto Union AG die Audi AG. Die Audi Tradition pflegt und präsentiert zusammen mit den beiden Traditionsgesellschaften Auto Union GmbH und NSU GmbH die umfangreiche und weitverzweigte Audi Historie. Das Audi museum mobile im Audi Forum Ingolstadt ist von Montag bis Sonntag von 09.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.

Text & Fotos: Audi