Binnen Jahresfrist vervollständigt Audi mit dem neuen A6 Avant die Oberklassebaureihe. Mit elegantem Design und hochwertiger Technik soll der Kombi auch zukünftig für guten Absatz sorgen. Classic Driver war bei der Weltpremiere in Berlin dabei.
Der A6 Avant ist für Audi so etwas wie die Kernkompetenz der Marke. Der Aufstieg der Ingolstädter ist nirgends so gut nachzuvollziehen, wie an der Kombiversion der oberen Mittelklasse. Angefangen hatte alles mit einer mutig gestylten Schrägheckversion des ersten Audi 100. Unter seiner großen Heckklappe war zwar viel Platz, doch so recht verstanden hatte das Konzept niemand. 1977 war eben noch nicht die Zeit für Lifestyle. Ausgabe Nummer zwei setzte zwar auch auf das schräge Heck mit Glaskuppel, konnte aber zusätzlich mit leistungsstarken Motoren bis 220 PS und Allradantrieb aufwarten. Der Lifestylekombi war geboren. Die Wende kam endgültig mit der Präsentation des Audi 100 Avant des Typs C4 1992. Das Heck wurde steiler, und die von Hartmut Warkus geschaffene Karosserie sprach neben Handwerkern nun auch die Kunden auf den Golfplätzen dieser Welt an. Die bedienten sich bei den reichlich angebotenen Extras und setzen vor allem auf die leistungsfähigen Motoren, die bei Bedarf nun bis zu 280 PS hatten.
Der neue Audi A6 Avant Typ C7 setzt diese Tradition fort. Das Design strotzt vor Selbstbewusstsein, ohne den Betrachter wirklich zu überraschen. Die Front verfügt analog zur Limousine über die ausdrucksstarken Scheinwerfer, die auf Wunsch in LED-Technik lieferbar sind. Sportliche Dynamik erhält das Design des 4,93 Meter langen Audi A6 Avant durch die seitliche Sicke und die mächtigen Radhäuser. Unter ihnen finden bis zu 20 Zoll große Räder Platz. Den Abschluss bildet das mit einem grau abgesetzten Diffuser und Doppelauspuffrohren verfeinerte Heck.
Wie auch sein Vorgänger verfügt auch dieser A6 Avant über eine elektrisch aufschwingende Heckklappe mit Dachkantenspoiler. Die Klappe hält dazu eine kleine Überraschung bereit: Gegen Mehrpreis ist das Öffnen nämlich mit dem Fuß möglich. Eine einfache Bewegung unterhalb des Stoßfängers mit dem Fuß genügt und der Deckel schwingt nach oben. Sehr praktisch, wenn nach dem Einkaufen mal wieder keine Hand frei ist, um den Entriegelungsgriff zu drücken. Dafür, dass der Einkauf dann auch verstaut werden kann, haben die Audi-Ingenieure gesorgt. 565 Liter stehen bei Normalstellung der Rücksitzbank zur Verfügung. War die Shopping-Tour umfangreicher, genügt ein Zug an der Fernentriegelung der Rückenlehne und der Laderaum vergrößert sich auf gigantische 1.680 Liter. Nützliche Hilfsmittel sorgen dafür, dass das Gepäck nicht während der Fahrt durch den Laderaum kullert, falls der Fahrer sich von der Dynamik der Motoren anstecken lässt.
Im Motorraum setzt Audi zum Serienanlauf im Sommer dieses Jahres auf insgesamt sechs Motoren. Zwei Sechszylinder Benziner mit 204 (2.8 FSI) und 300 PS (3.0 TFSI) befriedigen die Anhänger des Ottomotorprinzips, während die Selbstzünderfans unter vier Motoren wählen dürfen. Neben der überzeugenden Einstiegsmotorisierung mit 177 PS (2.0 TDI) dürfte vor allem der 313 PS starke V6-Turbodiesel für Furore sorgen. Mit ihm sprintet der Avant innerhalb von 5,4 Sekunden auf 100 km/h. Neben dem bei dieser Version serienmäßigen Allradantrieb ist vor allem das niedrige Gewicht für diese Dynamik verantwortlich. Durch Leichtbau konnten im Vergleich zum Vorgänger 30 Kilogramm Gewicht eingespart werden.
Sobald sich der Kunde aus der reichhaltigen Ausstattungsliste bedient, dürften die gesparten Pfunde jedoch schnell wieder auf den schicken Hüften des Avant lasten. Denn von B&O-Soundsystem über Luftfederung bis hin zu elektrisch verstell- und belüftbaren Massagesitzen erfüllt Audi dem Kunden nahezu jeden Wunsch. Dies jedoch nur, wenn der Kunde bereit und in der Lage ist, eine stattliche Summe nach Ingolstadt zu überweisen. Der gerade noch akzeptable Basispreis von knapp 41.000 Euro (2.0 TDI) stellt nur den Auftakt zur Shopping-Tour à la Audi dar. Es braucht keine besonderen Fähigkeiten, um vorauszusagen, dass auch künftig kaum ein A6 Avant unter 55.000 Euro das Werk in Neckarsulm verlassen dürfte.
Text: Sven Jürisch
Fotos: Audi