Wen der Designer Ugur Sahin mit seinem Entwurf eines Aston Martin Gauntlet – zu deutsch: Fehdehandschuh – zum Duell herausfordern will, ist nicht ganz klar. Ferrari, Lamborghini, Porsche? Oder eher die Rechtsabteilung von Aston Martin? Denn einen internen Konkurrenten zum Projekt One-77 kann man in Gaydon bestimmt nicht gebrauchen. Anyway – momentan existiert der Gauntlet ja nur in Form von Einsen und Nullen.
Ugur Sahin ist erst Mitte Zwanzig, doch in der kleinen Welt des Automobildesigns ist er kein unbeschriebenes Blatt. 2007 überraschte er die internationale Presse mit dem Entwurf für einen neuen Ferrari Dino und gründete noch im selben Jahr die Firma Ugur Sahin Design, kurz USD, die er bis heute mit seinem Compagnon Axel van Mourik betreibt. Im vergangenen Jahr veröffentlichte USD erste Bilder einer eleganten Corvette-Variante, die zusammen mit der amerikanischen Firma Mallett Cars tatsächlich in Kleinserie gebaut werden sollte. Bisher wurde zwar kein Exemplar auf der Straße gesichtet, doch Sahin veröffentlicht weiterhin seine Variationen bekannter Modellthemen. Neuester Coup: Die Vision eines neuen Aston Martin, wahrscheinlich auf Basis des aktuellen DB9, der sich auf die Formensprache des legendären Aston Martin DB3S beruft – und mit seinen sinnlich geschwungenen Linien klar in Konkurrenz zum Entwicklungsprojekt One-77 steht.
Dabei finden sich bei genauerer Betrachtung des Aston Martin Gauntlet noch einige weitere Vorbilder, deren sich Sahin als Inspirationsquelle bedient zu haben scheint. Der unvermeidliche Maserati GranTurismo scheint ebenso unter den Stilvorlagen zu finden wie der Alfa 8C oder der Perena Z-One von Zagato. Einige typische Markendetails hat USD freilich auch verarbeitet, so dass der Gauntlett aus mancher Perspektive stark an den Aston Martin DB AR1 oder eben den One-77 erinnert. Dass Aston Martin den niederländischen Designvorschlag erhört und USD für die Entwicklung der nächsten DB9- oder DBS-Reihe verpflichtet, scheint aber wenig wahrscheinlich. Dennoch sticht Sahins Entwurf wieder einmal aus der Masse ungelenker Photoshop-Machwerke heraus, mit denen derzeit zahllose selbsternannte Nachwuchsdesigner das Internet überschwemmen. Und vielleicht klappt es ja irgendwann noch einmal mit dem ersten, echten, eigenen Auto. Wir wünschen gutes Gelingen.
Text: Jan Baedeker
Fotos: USD
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