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ADAC 1000-km-Rennen Nürburgring 2008

Ein Hauch von Le Mans lag am Wochenende vom 15. bis 17. August in der frischen Eifelluft, als die gesammelte Fahrerprominenz der Langstreckenweltelite ihre Boliden über den Asphaltteppich des Nürburgrings peitschte. Höhepunkt des Rennwochenendes mit spannenden Rahmenrennen war das 1000km-Rennen der Le Mans Series. Langstreckenrennen werden in der Eifel bereits seit 1922 ausgetragen und das 1000km-Rennen konnte schon bei seinem Debüt 1953 mit großen Namen aufwarten und die Siegerliste der vergangenen fünf Jahrzehnte avancierte zu einem wahren Who-is-Who der Crème de la Crème des Motorsports.

Die Geschichte des 1000km-Rennens ist sehr bewegt, wie auch die tatsächliche Länge der Rennstrecke. Ursprünglich mit 44 Runden auf dem alten Nürburgring (insgesamt 1003,62 km) begonnen, zwischendurch mal durch die Ölkrise, mal durch schlechte Witterungsverhältnisse verkürzt, einige Male sogar ganz ausgefallen, wurde das Rennen schließlich auf die neue Grand-Prix-Strecke verlegt.

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Seit 2004 steht der Nürburgring auch im Terminkalender der Le Mans Series, bei der Sportprototypen und Seriensportwagen in vier Klassen starten. Dieses Rennen wird wieder jährlich ausgetragen. Die Le Mans Series basiert auf dem Reglement der 24 Stunden von Le Mans. Die Saison beinhaltet fünf Wertungsläufe auf Traditionsrennstrecken in Europa. Die rund 50 Rennwagen auf der klassischen 1.000-Kilometer-Distanz, die je nach Strecke in fünf bis sechs Stunden im Einsatz sind, bieten faszinierenden Motorsport. Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und geringer Kraftstoffverbrauch sind hier die Devise.

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Das Starterfeld bilden zwei unterschiedliche Sportfahrzeug-Kategorien: Sportprototypen und Seriensportwagen, unterteilt in die Klassen:

Klasse LMP1: Sportprototypen mit bis zu 750 PS und einem Mindestgewicht von 900 Kilogramm. Leistungsgewicht: rund 1,2 kg/PS.

Klasse LMP2: Sportprototypen mit rund 475 PS (mit Saugmotoren) und 825 Kilogramm Mindestgewicht. Leistungsgewicht: rund 1,7 kg/PS

Klasse GT1: Stark modifizierte Seriensportwagen mit bis zu 650 PS und einem Mindestgewicht von 1.125 - 1.325 Kilogramm.

Klasse GT2: Leicht modifizierte Seriensportwagen mit 450 bis 470 PS und einem Mindestgewicht von 1.125 - 1.325 Kilogramm.

Gestartet werden alle Rennwagen gleichzeitig, nur die Wertung erfolgt nach den einzelnen Klassen. Das Reglement sorgt damit für abwechslungsreiche und hochspannende Rennen mit vielen Überholmanövern. Meistertitel werden in allen vier Klassen für Fahrer, Hersteller und Teams vergeben. Punkte gibt es nur für die Platzierung in der jeweiligen Klasse. Seit 2008 wird noch die interne Michelin Energy Endurance Challenge ausgetragen, deren Sieger automatisch einen der begehrten Startplätze in Le Mans für 2009 erhält. Belohnt wird hier die Energieeffizienz eines Teams, gerechnet nach der Formel Durchschnittsgeschwindigkeit, geteilt durch Verbrauch auf 100 Kilometern. Die 8-fach Le Mans Sieger von Audi sind 2008 mit dem R10 TDI neu in die Serie eingestiegen, doch im Gegensatz zum 24h-Klassiker dominieren in der 1.000-km-Serie die seit 2007 eingesetzten Peugeot 908 HDi-FAP.

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Auch beim diesjährigen Rennen am Nürburgring beherrschten die Peugeot 908 HDi-FAP vom Start an bis zur Zieleinfahrt das Rennen. Platz eins ging an den ehemaligen Formel 1-Fahrer Pedro Lamy und Teamkollege Stephan Sarrazin mit der Startnummer 8, Platz zwei an Marc Gene und Nicolas Minassian mit der Startnummer 7 und der dritte Platz ging an den Audi mit der Startnummer 2, pilotiert von Alexandre Premat und dem Eifelaner Mike Rockefeller.

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In der LMP2-Klasse konnte sich der ehemalige Formel-1-Pilot Jos Verstappen mit seinem Klassensieg vorzeitig den Meistertitel sichern und lieferte damit für das Porschelager und den RS Spyder in seiner Premierensaison einen großen Erfolg. Der Sportprototyp aus Weissach wird in der LMS von drei Teams eingesetzt.

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Ebenso interessant das GT-Feld, wobei die GT1-Klasse mit nur vier Fahrzeugen leider sehr klein ausfiel: Ein Lamborghini Murciélago RGT, pilotiert von Peter Kox und Roman Rusinov, zwei Corvette C6 R und ein Aston Martin DBR9. Spektakulär war der Auftritt der Spyker Laviolette im GT2 Feld. Wo sieht man schon mal einen Spyker in Aktion? Da sind die weiteren eingesetzten GTs weit weniger exotisch.

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Und da wir gerade über Exoten sprechen, wollen wir einen noch erwähnen: Dem einen oder anderen mag der blonde Sizilianer aus der Formel 1 und diversen anderen Serien mit seinem liebevollen Spitznamen „Johny Carwash“ in Erinnerung geblieben sein – Giovanni Lavaggi startete am Nürburgring mit Teamkollege Wolfgang Kaufmann auf einer Eigenkreation, dem rot-weißen Lavaggi AER, in der LMP1 Klasse. Rot-weiß kommt nicht von ungefähr, baut der Fahrer und Konstrukteur Lavaggi doch den ersten Rennwagen in Monaco überhaupt, und setzt ihn seit 2006 in Rennen ein.

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Kommen wir noch zu den Rahmenrennen: Im Classic Endurance Race (CER) kämpfen die Piloten mit GTs und Prototypen der Baujahre 1966 bis 1979 in ebenfalls vier Klassen um den Sieg. Ein Wiedersehen mit historischen Rennwagen aus vergangenen Tagen mit spannenden Duellen legendärer Autos wie Porsche 917, 906, 908 und 911, Lola T70, Ford GT40, Porsche RSR und Ferrari BB512 LM.

Dann die Radical European Masters, die vom deutschen Radical Race Cup zu einem vollwertigen FIA-Championat aufgestiegen sind. Die Sportprototypen der modernen Ära, der SR8 4.0 und der SR8 LM mit einer Leistung von bis zu 460 PS, kommen bei den Topveranstaltungen der Le Mans-Serie zum Einsatz.

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Der THP Spider Cup mit den herrlich bulligen Peugeot Spidern, die erstmals 2006 mit dem Le Mans Boliden 908 Hdi-FAP bei der Mondial de l’Automobile gezeigt wurden. Dieser Cup wird seit 2007 als Markenpokal mit baugleichen Sportwagen ausgetragen. Neu ist in der Saison 2008 eine von 175 auf 220 PS gestiegene Leistung der 1,6-Liter-THP-Turbomotoren und ein größerer Spielraum bei der Fahrwerksabstimmung.

Ebenso am Start war die ADAC Formel Masters Serie, in der Fahrer-Talente powered by Volkswagen eine Chance bekommen. Und der ATS Formel 3 Cup, der auch schon Sprungbrett für manch große Karriere war.

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Und last but not least kommen wir zum ADAC GT Masters, das nach dem 24h-Rennen Ende Mai nun schon zum zweiten Mal in dieser Saison am Nürburgring gastierte. Klaus Ludwig und Dominik Schwager konnten hier auf der Corvette einen zweifach Sieg einfahren und verwiesen im Rennen eins Nicki Cadei/Cralev Plamen mit dem Ferrari 430 GT3 und Martin Matzke/Jiri Skula mit der Corvette und in Rennen zwei Harald Becker/Frank Kechele und Sebastian Asch/Frank Schmickler im Lamborghini Gallardo auf die Plätze zwei und drei.

Alles in allem – ein volles Wochenende Motorsport auf höchstem Niveau für kleines Geld, hautnah und authentisch, was uns der rund fünf Kilometer lange Asphaltteppich hier bot.

Text & Fotos: Nanette Schärf


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