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1000 Minuten Klassik 2003 – Mit einer Legende durch die Wachau

Eigentlich dachte ich ja, das Oldtimerveranstaltungsjahr 2003 in Sachen Fahren und Beifahren sei beendet, aber dann erreichte mich Ende September der Anruf von Harald Neger (seines Zeichens befreundeter Oldtimerveranstalter) mit der Frage, ob ich denn nicht Zeit und Lust hätte, kurzfristig die 1000 Minuten Klassik als Beifahrer zu bestreiten. Hm, eigentlich war ich die letzten Wochenenden im Herbst schon nicht mehr wirklich zu Hause, daher auch ein kurzes Zögern, aber als Harald mir den Fahrer und das Auto nannte, sagte ich sofort zu. Es reichten zwei Stichworte: Paul Ernst Strähle und sein Porsche 356 Carrera!

Auf in die Wachau in Niederösterreich, wo vom 3.-5. Oktober die 6. Auflage der legendären 1000 Minuten Klassik über die Bühne ging. Freitag früh: Treffen mit der Legende Paul Ernst Strähle und Besprechung der Lage (für diejenigen die es nicht wissen, P.E. Strähle hat mit eben jenem Porsche Carrera, beispielsweise die Lüttich-Rom-Lüttich gewonnen, Klassensieg bei der Mille Miglia errungen usw., die Liste wäre einfach zu lang). Befahren der Referenzstrecke mit vorsichtigem Herantasten an die doch recht zahlreichen Instrumente des kleinen Porsche (hier sei bemerkt, dass der schreibende Beifahrer erstmals einen Wegstreckenzähler Marke Halda in Händen hatte - eine interessante Erfahrung).

Freitags um 16.00 Uhr ging es dann schließlich los mit einem Prolog über den Jauerling und den Seiberer (wunderschöne Bergstraßen in einer unglaublich tollen Umgebung der Wachau). Sonderprüfungen standen an und prompt fassten wir auch schon die erste Maximalpunkteanzahl wegen einer zu großen Abweichung von der Sollzeit aus. Herr Strähle trug es mit Fassung, Gewinnen war nicht mehr möglich - aber das steht bei der 1000 Minuten Klassik sowieso auf einem anderen Blatt, denn die „1000 Minuten“ zählt unter Insidern als eine der flottesten (obwohl natürlich auf Schnitt und Gleichmäßigkeit gefahren wird) und schwierigsten Veranstaltungen in Österreich.

Gemessen wird auf Hundertstel Sekunden und die gepaart mit Schnittwechsel und gleichzeitigem Ansagen und Navigieren. Dies fordert selbst den absoluten Könner, will man wirklich um den Sieg fahren. Umso erstaunlicher ist die Dichte an der Spitze - allen voran immer wieder die Profis vom Schlage Schramls, Brandstetters und Aaltonen (ja, eben dieser, der Rallye Professor).

Im Mittelfeld platziert, begannen wir den zweiten Tag, welcher mit ca. 400 gefahrenen Kilometern und sieben Wertungsprüfungen gespickt - alles erfüllt, was das Oldtimer fahrende Rallyeherz begehrt. Wirklich unglaublich attraktive Streckenabschnitte mit sehr selektiven Passagen und dem Navigator alles abverlangenden Sonderprüfungen bildeten den zweiten Tag der Rallye.

Was will man mehr, als eine Rallye dieses Schlages mit Gleichgesinnten und einem Fahrer, der auf schier unglaubliche Weise den bärenstarken 356er Carrera (130 PS, auf Nachfrage) durch die total verregnete Landschaft führte, zu erleben. Das Wetter spielte leider nicht mit, Dauerregen legte sich über die Veranstaltung, was aber der Stimmung aller Teilnehmer (64 gewertete bei 83 Startern) keinen Abbruch tat.

Das Mittelfeld blieb uns auch am Sonntag erhalten und die 240 zu fahrenden Kilometer absolvierten wir beinahe schon eingespielt aufeinander - alles braucht eben seine Zeit. Der sonntägliche Höhepunkt bestand aus dem „Grand Prix von Krems“ rund um das Kreisgericht, versehen mit drei Lichtschranken, die in vorgegebener Zeit zu bewältigen waren.

Zu guter Letzt lachte dann auch noch die Sonne und verschaffte allen einen versöhnlichen Abschluss der doch sehr vom Wetter beeinflussten Veranstaltung. Stichwort Wetter: Hier war es für mich ein besonderes Erlebnis, im 356er Carrera ohne Heizung, bei 4-6 Grad Außentemperatur und mehr als beschlagenen Scheiben die wahrlich beeindruckenden Fahrkünste eines P.E. Strähle „erfahren“ zu dürfen. Es hat Spaß gemacht, mit einem absoluten Profi, selbst bei so einem Wetter, Dauerregen und dazu Laub, die wunderschönen Straßen der Wachau zu befahren - einfach eindrucksvoll!

Gewonnen hat (man könnte fast schon sagen erwartungsgemäß, aber dem war Eigenangaben zufolge nicht so) das Brüderpaar Schraml auf ihrem Fiat Dino Spider mit einer Gesamtabweichung von lediglich 14,46 Sekunden vor dem Duo Aaltonen/Höll und den Alpenfahrt-Gewinnern Brandstetter/Platzer.

Die „1000 Minuten“ ist mit Sicherheit eine der schnellsten und schwierigsten Oldtimerveranstaltung in Österreich, die aber durch ihre wunderschöne und selektive Streckenführung die Teilnehmer Jahr für Jahr aufs Neue begeistert. Den Termin für 2004 haben sich bereits viele dick im Kalender angestrichen.

Text & Fotos: Heinz Swoboda