Vize in der 1600-er Klasse. Das von ClassicDriver unterstütze Rennteam „Alfina“ zeigt auf der „Eifel Klassik“ (3. bis 6. Oktober) wieder einmal, was in ihren Alfas steckt. Das 1000km-Rennen stellte auch für das Team um Christian Bovensiepen den Höhepunkt der diesjährigen Langstreckensaison dar.

Gleich zwei Jubiläen gab es an diesem Wochenende zu feiern. Zum einen wurde der Nürburgring 75 Jahre alt, aber auch die „Eifel Klassik“ konnte auf 15 erfolgreiche Jahre zurückblicken. Über 600 Teilnehmer aus aller Welt waren in die Eifel gekommen, um in verschiedenen Rennen und Gleichmäßigkeitsprüfungen den Zuschauern ihre Fahrzeuge vorzuführen. Höhepunkt des Wochenendes war sicherlich das 1000km-Rennen, welches über den modernen Grand-Prix Kurs und die legendäre Nordschleife führte.
Hochkarätige Fahrer wie Martin Stretton, Jon Minshaw und Walter Röhrl hatten für diese Rennen genannt, das schon zwischen 1953 bis 1982 regelmäßig Zuschauermassen zur „Grünen Hölle“ lockte. Die diesjährige „Neuauflage“, ausgeschrieben für Tourenwagen und GT's bis Baujahr 1971 wurde in zwei Läufe a 500km bzw. 20 Runden aufgeteilt. Allen knapp 140 Teams war klar: Diese für Mensch und Material mörderische Distanz konnte nur durch zuverlässige Fahrzeuge und vorausschauende Fahrweise bewältigt werden.
Die grüne Alfa Romeo Giulia vom Team „Alfina“ hatte nach dem letzten Rennen in Spa eine neue Hinterachse spendiert bekommen, und war in allen Punkten gründlichst durchgesehen worden. Teamchef Bovensiepen wollte dieses Rennen keinesfalls vorzeitig beenden, zumal er, mit Reinhard Wählen als zweitem Fahrer, diesmal selber „das Steuer in die Hand nahm“. Das Training am Freitag nahmen in der Klasse der Tourenwagen bis 1600ccm dann 3 Alfa Romeo GTA, 9 Alfa Romeo Giulia und 4 Lotus Cortina auf. Christian Bovensiepen, der am Tag zuvor mit Nordschleifen-Instruktor Ron Noll (Fahrerlehrgang gewünscht? – Klicken Sie hier) hier den ganzen Tag trainiert hatte, stellte das Fahrzeug auf Startplatz 9 in seiner Klasse. Sichtlich zufrieden bedankte sich Bovensiepen bei Noll, da die Wetterverhältnisse alles andere als ideal waren. Dies musste im Training auch ein Alfa GTA Fahrer feststellen, der sich schon in der ersten Trainingsrunde einen kompletten Kotflügel wegriss.
Das Rennen am Samstag wurde dann bei trockenem Wetter gestartet. Es wurden drei Gruppen in Drei-Minuten-Abständen auf die Strecke geführt. Da sich alle Teilnehmer sehr diszipliniert zeigten, blieben Startunfälle aus. Aber bereits in den ersten Runden kam es zu Berührungen unter den Fahrzeugen, die Karosseriebauer sollten sich über Arbeit nicht beschweren können. Nach zwei Stunden stand in der Alfina Box der Fahrerwechsel an. Reinhard Wählen übernahm das Steuer der grünen Giulia. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Probleme, es wurde lediglich nachgetankt.
In Runde 12 passierte es dann. Regen, um nicht zu sagen eine Sinnflut. Viele Teams, die auf Dunlop-Reifen gestartet waren kamen nun nochmals herein, um auf die sicheren Avon-Reifen zu wechseln. Schließlich passieren gerade bei schlechtem Wetter viele Unfälle auf der Nordschleife. Das Team „Alfina“ hatte die Regenreifen schon parat gelegt und wartete auf Reinhard Wählen. Dieser hatte aber seine eigene Vorstellung, wie er das Rennen beenden wollte. Wählen spekulierte auf besseres Wetter und blieb auf den rutschigen Dunlops draußen. Durch den gesparten Boxenstop wurde er unter die ersten drei der 1600er Klasse gespült. Bovensiepen konnte nur auf ein positives Ende dieser Strategie hoffen, aber er wusste: Reinhard Wählen ist ein ausgesprochener Nordschleifen-Kenner.
Doch es schüttete immer mehr über die „Grüne Hölle“ hinweg. Die Rundenzeiten der Giulia wurden immer schlechter und bei Rennende hieß es dann: 4.Platz für „Alfina“. Alle waren zufrieden, zumal nicht eine Beule hingenommen werden musste. Anders bei den anderen Mitbewerbern. Fast überall hatte „Kaltverformung“ neue Ansichten geschaffen. Mit dem Furiani GTA, der gar nicht erst das Rennen aufnahm, schied ein weiterer Favorit in dieser Klasse aus. Der letzte GTA im Feld, pilotiert von Bernd Hahne, belegte nur einen der hinteren Ränge, da dieser mit einer Zeitstrafe belegt wurde. Vorne standen drei Giulias und ein Sprint GT. Bemerkenswert hierbei: Die Alfina Giulia war am längsten übersetzt und konnte so das Material schonen.
Sonntag, das Wetter immer noch bescheiden, wurde dann auch bei Alfina von Anfang an auf die Avon-Regenreifen gesetzt. Reinhard Wählen fuhr den Startturn. Wie beim ersten Rennen musste aus der letzten Startgruppe gestartet werden. Die Norschleife war spiegelglatt, Wählen sah dies bereits in der Einführungsrunde. Er ging das Rennen aus diesem Grunde sehr vorsichtig vom Ende des Feldes an. Schließlich fuhr man ja ein Langstreckenrennen und das hieß: Zweikämpfen aus dem Weg gehen.
Meistens erledigt sich dieses Thema sowieso nach der Hälfte der Distanz. Und so war es dann auch. Ein Fahrzeug nach dem anderen musste unplanmäßig an die Box. Nach zwei Stunden dann wieder Fahrerwechsel. Und wie gehabt wurde nur nachgetankt.
Aber auch Bovensiepen kam um das schlechte Wetter nicht herum. Sogar Nebel war jetzt hinter dem „Brünchen“ aufgezogen. Die Giulia schien dies aber nicht zu stören, sie fuhr ein problemlosen Rennen. Das Team in der Box war mittlerweile vom Nebel eingehüllt. Nur alle 14 Minuten wurde die Ruhe von einem grünen Punkt unterbrochen, der durch die dicke Nebelwand auf die Start-/Zielgeraden schoss. In Runde 13 wurde Bovensiepen dann die Boxentafel mit der Aufschrift „P2“ gezeigt. Position 2 – Bovensiepen war klar, nun nichts mehr übertreiben und nur noch zügig „dahingleiten“. Auf Position 1 war die Furiani Giulia, die schon im ersten Lauf wegen defekter Lichtmaschine über 30 Minuten in der Box stand. Doch der Traum auf den Sieg platzte dann zwei Runden später – Rennabruch wegen zu starken Nebels.
Trotzdem, ein 2. Platz im zweiten Rennen und ein unglaublicher 2. Platz im Gesamtklassement der 1600er Klasse zeigen wiedereinmal: Die Langstrecke hat ihre eigenen Gesetze. Hier zählen Konstanz und ein sorgfältig vorbereitetes Fahrzeug mehr als absolute Topzeiten. Glückwunsch an das Team Salewsky, die ebenfalls auf Alfa Romeo Giulia Klassensieger wurden. Auch hier weiß man genau, wie man Langstreckenrennen fährt.
Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch die exzellente Leistung des zweiten Classic Driver-Teams. „Fred“ und „Barney“ belegten mit ihrem Ford Mustang einen 5. Platz im Gesamtklassement! Das hieß nicht nur bester Tourenwagen des gesamten Feldes, sondern auch ein Einbruch in die Sphären von Porsche 911, Porsche 904 GTS (W. Röhrl) und dem Jaguar E-Type der Gewinner Martin Stretton und Jon Minshaw. Hut ab!
Editor’s Note: Die erwähnten „Classic Driver“ geben sich am 1. November abermals am Nürburgring die Ehre. Zum letzten mal in dieser Saison wird dann über sechs Stunden herausgefunden, wer den Titel „Langstrecken-Sieger“ verdient. Das Team „Alfina“ um Christian Bovensiepen bietet Interessenten auch hier wieder die Möglichkeit das Thema Langstrecken-Rennen selber zu „erfahren“. Bei Interesse nehmen Sie bitte hier Kontakt auf.
Fotos: Nannette Schaerf
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