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Zeit mit Brunner: 40 Jahre Uhren von Porsche Design

Zeit mit Brunner: 40 Jahre Uhren von Porsche Design

Uhrenfachmann Gisbert L. Brunner blickt zum 40. Jubiläum von Porsche Design zurück auf die Geschichte von besonderen Uhren, die immer anders waren, aber immer zeitgemäß – Chronographen von Porsche Design.

Dem Mann, der weithin als Designpapst und Vater des modernen Sportwagendesigns schlechthin gilt, wäre es nie in den Sinn gekommen, selbst ein schwarzes Auto zu fahren. Auch nicht den von ihm 1962/1963 gestalteten Porsche 911. „Auf schwarzem Lack sieht man doch jeden Schmutzfleck.“ begründete Ferdinand A. Porsche einmal seine Entscheidung. Außerdem ist „Schwarz keine Farbe, sondern ein Zustand.“ Das hielt den damals 38-Jährigen allerdings nicht davon ab, den Markt 1973 mit einer rundum schwarzen Armbanduhr zu überraschen.

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Die Entscheidung, sich mit dem 1972 gegründeten Designstudio in Zell am See auch auf das überaus glatte Uhrenparkett zu begeben, begründete „Eff-A“ mit klaren Worten: „Ich stellte mir die simple Frage, wie man Uhren anders machen kann." In jener Epoche befand sich die Uhrenindustrie in einer Phase gravierenden Umbruchs, aus der bald schon eine handfeste Krise erwachsen sollte. Schwingende Quarze revolutionierten die Zeitmessung und digitale Displays veränderten zunehmend das Gesicht der Zeitmessung. „Mir ging es darum, eine Uhr zum Auto zu kreieren. Schwarz wie die Tachometer und Drehzahlmesser des 911er, weil das beim Ablesen nicht blendet.“ So wurde der erste, mittlerweile legendäre Porsche Design Chronograph geboren.

Seine Optik basierte auf der logischen Erkenntnis F. A. Porsches, „dass man nichts verpacken sollte, von dem man nicht weiß, was in ihm steckt. Man muss sich ganz bewusst mit der Funktion des jeweiligen Objekts befassen und damit wachsen.“ Der daraus resultierende Instrumentenlook samt durchgängig geschwärzter Metall-Oberfläche sollte anschließend ganze Armbanduhr-Generationen nachhaltig beeinflussen. Vielseitiger, aber geringen Halbwertzeiten unterworfener Elektronik konnte der anerkannte Grandseigneur des Gebrauchsdesigns nichts abgewinnen. „Armbanduhren verkörpern für mich Werte, die Quarze nicht bieten.“ Die Entscheidung für das ebenfalls 1973 lancierte und dringend auf Abnehmer wartende Automatikkaliber Valjoux 7750 mit Chronograph fiel deshalb nicht sonderlich schwer.

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Uhren wollen freilich nicht nur gestaltet, sondern auch produziert werden. Und hier war zunächst guter Rat teuer. Beim Anblick des gänzlich Anderen zeigte sich die traditionell konservative Schweizer Uhrenbranche skeptisch. Auch das Management der Marke Orfina begegnete F.A. Porsche anfangs eher zurückhaltend. Die heikle Frage nach den intendierten Quantitäten sah als Antwort nur ahnungsloses Schulterzucken. Trotzdem nahm das Abenteuer seinen Lauf. Und der Erfolg gab beiden Seiten recht. Im Laufe der Jahre entschieden sich mehr als 50.000 designbewusste Uhrenfans für das, was als echter Klassiker Zeitgeschichte schreiben und reichlich Nachahmer finden sollte. Allein das signifikante Schwarz zeigte Schwächen: an strapazierten Stellen löste sich die Beschichtung relativ schnell ab.

Genau das stimmte „Butzi“-Porsche zunächst nachdenklich. Dann beflügelte es die Phantasie. Und diese Flügel trugen ihn 1978 zum Partner IWC Schaffhausen, der die Leidenschaft für scheinbar Abwegiges voll und ganz teilte. Das kooperative Erstlingswerk, die bereits 1976 angedachte Kompassuhr vereinte zum Zwecke der Orientierung in Zeit und Raum gleich zwei Präzisionsmessgeräte. „Nicht jeder braucht jeden Tag einen Kompass. Aber der eine oder andere braucht ihn ab und zu, und dann ganz nötig.“, kommentiert F.A. Porsche die Entscheidung zu der richtungweisenden Uhr.

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Doch damit nicht genug. „Für mich als Gestalter war das die entscheidende Annäherung an mein Ideal: Design als Funktion und Technik. Oder anders gesagt: Form und Material haben der Funktion zu folgen.“ In diesem Sinne bestand die markante Doppeldecker-Schale zunächst aus oberflächengehärtetem und mit Blick auf die Kompassnadel natürlich auch amagnetischem Leichtmetall. „Mit unseren beiden Fähigkeiten war es gelungen, etwas Neues zu einem alten Thema zu entwickeln.“ Das galt auch für den opulenten Titan-Chronographen, mit dem F. A. Porsche einen neuen, geradezu revolutionären Werkstoff in die Uhrmacherei katapultierte. „Dinge existieren in der Phantasie, bevor sie tatsächlich realisiert werden können, weil die technischen Möglichkeiten noch nicht soweit sind.“

Zusammen mit IWC gelang F.A. Porsche das scheinbar Unmögliche in Gestalt kompromisslos funktioneller Gehäuse aus gleichermaßen leichtem, zähem und antiallergischem Titan. Für den Designer war es der ideale Stoff für „sympathisches Understatement“. Kein Wunder, dass auch die Kompassuhr 1991 eine neue Schale aus jenem Traum-Material erhielt, das sich härtesten Beanspruchungen gewachsen zeigt. Die Dritte im Boliden-Bunde resultierte aus einer Ausschreibung der Deutschen Bundesmarine. Die für ihre Minentaucher ein spezifisches Profi-Gerät, wasserdicht bis zu 200 bar Druck, was 2.000 Metern Tauchtiefe entspricht, benötigte. Der Unterwasser-Porsche, „Ocean 2000“ getauft, sorgte für reichlich Schlagzeilen. Deutlich zahmer präsentierten sich dagegen „Ultra Sportivo“ und „Sportivo 02“. Sie gehorchten F. A. Porsches Design-Credo, dass es stets auch Uhren geben muss, „die unmerklich zu tragen sind.“

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Den Bruch mit IWC leitete das Jahr 1995 ein. Im Herbst kaufte die Familie Porsche den traditionsreichen Uhrenhersteller Eterna. Als der Vertrag mit den Schaffhausern Ende März 1998 endete, gehörte „Porsche Design made by IWC" der Vergangenheit an. Ab April hieß es „Porsche Design manufactured by Eterna". Die Fortsetzung der eingeführten Modellpalette verhinderten rechtliche Gründe. Deshalb bescherte die neue Kollektion zunächst einmal dem 1973er Klassiker ein Comeback in limitierter Auflage von 1998 Exemplaren. Technisch optimiert in Edelstahl mit matter Schwarzchrom- Beschichtung, aber weiterhin mit dem bewährten Eta 7750. Neben dem schnell vergriffenen „Original" gab eine puristische Edelstahl- und eine hautfreundliche Titan-Version. Am Design hatte der Altmeister nicht das Geringste verändert. „Ein formal stimmiges Erzeugnis braucht keine Verzierung, keine Erhöhung. Es soll durch die reine Form erhöht werden. Die Form sollte durch das Minimum leben, sich verständlich präsentieren, nicht ablenken vom Produkt und dessen Funktion.", so die weisen Worte des Designers.

Diesen hehren Designprinzipien gehorchte all das, was die Eterna-Manufaktur in den zurückliegenden Jahren verließ mehr oder minder stark. Der Einfluss von Porsche Design war beim technisch hoch komplizierten „Indicator“ oder der „flat six“-Linie unverkennbar, aber die persönliche Handschrift Ferdinand A. Porsches fehlte. Der Grund: das Alter und die gesundheitliche Konstitution des am 11. Dezember 1935 geborenen Altmeisters.

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2011 trennte sich die Familie Porsche wieder von Eterna. Auf den Vertrag mit Porsche Design hatte das jedoch keinen Einfluss. Daher steht die Baselworld 2012 bei Eterna im Zeichen der 40-jährigen Gestaltungsgeschichte des Ferdinand A. Porsche. Das Jubiläumsset zu Ehren des großen Designers beinhaltet drei seiner anerkannten Uhr-Monumente im ursprünglichen Outfit: den schwarzen Chronographen P’6510, die Kompassuhr P’6520 und den ikonographischen Titan Chronographen P’6530. Schade nur, dass Vorzügliches derart rar ist. Die Edition umfasst 100 Exemplare und kein Stück mehr.

„Was macht schließlich die Faszination einer Uhr aus?“ fragte sich Eff-A in den 1980er Jahren. „Ist es ihre Funktion als Messinstrument, oder ist es ihr Äußeres, also ihr Design?“ Die Antwort gab er am Ende selbst: „Ich meine, dass sich beides im Streben sowohl der einschlägigen Hand-Werker wie der Künstler wiederfindet.“

Text: Gisbert L. Brunner
Fotos: Porsche Design



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