Direkt zum Inhalt

Magazin

Bertelli Bici: From New York with Love

Die schönsten Rennräder der Saison kommen aus New York. Mit seinen ultraschlichten und geschmackvollen Stadträdern hat es Francesco Bertelli in nur wenigen Monaten vom Wohnzimmer-Schrauber zum weltweit gefeierten Fahrradkonstrukteur gebracht. Bisher fertigte Bertellis „Bicicletta Assemblate“ nur Einzelstücke, ab Juni kann man einen Rahmen auch online bestellen.

Als Francesco Bertelli vor einigen Jahren von Italien nach New York City zog, suchte er nach einem passenden Transportmittel, um sich schnell und flexibel in der Stadt bewegen zu können. Autos und Busse kamen im chronisch überlasteten Manhattan nicht in Frage, auch die Subway erschien nicht attraktiv. Mit dem Rennrad dagegen konnte man die gesamte Umgebung in wenigen Minuten erreichen. In Italien hatte der Grafikdesigner Bertelli sein Fahrrad nur als praktisches Transportmittel begriffen – in New York, wo selbst gebaute und personalisierte Rennräder das Straßenbild prägen, entdeckte er es schließlich auch als Design-Objekt. „Was mich begeisterte“, sagt Bertelli, „war weniger das Rennrad als Sportgerät, sondern vielmehr die Möglichkeit, es wie ein Kunstwerk selbst komponieren zu können.“ Er begann, mit einfachem Werkzeug und im Internet bestellten Stahlrahmen schlichte Rennräder zu konstruieren. Zunächst für den Eigengebrauch, dann für Freunde und Bekannte, mittlerweile für stilsichere Kunden aus der ganzen Welt.

Bertelli Bici: From New York with Love Bertelli Bici: From New York with Love

Bertellis Stil basiert auf einer schlichten ästhetischen Dichtonomie von Gut und Böse. Böse, das sind Logos und Sticker, sichtbare Schweißnähte, Mountainbike-Lenker, Kunstledersattel und ähnliche Entgleisungen. Gut dagegen sind schlanke Rahmen, verchromte Gabeln, klassische Tretlager, Bahnrad-Architektur, Leder und Holz. Meist verzichtet Bertelli auch auf Schaltgetriebe und Bremsen, wie es für die ultraleichten Track Bikes aus der Radkurier-Szene üblich ist. Das Geheimnis seines Erfolges sind jedoch die mit unvergleichlichem Feingefühl aufeinander abgestimmten Farben, Strukturen und Materialien. Als Vorbild für seine Palette nennt Bertelli neben Armeefahrzeugen und Flugzeugen die Sportwagen der 1960er und 1970er Jahre. Wichtig ist auch, dass die Räder nicht zu neu aussehen, sondern das Material eine gewisse Patina erkennen lässt. Viele Vintage-Komponenten hat Bertelli im Internet oder auf Märkten aufgestöbert. Auch der klassische Rennradrahmen von Viking, den man ab Juni 2010 auf seiner Website bestellen kann, wird nur in schwarz oder unlackiertem, rohem Stahl angeboten. Simple, elegant, classic.

Bertelli Bici: From New York with Love Bertelli Bici: From New York with Love

Die Komposition der Fahrräder endet bei Bertelli jedoch nicht mit der perfekten Abstimmung aller Bauteile und Farben. Auch ihre fotografische Inszenierung in den Straßen von Manhattan und die Beschreibung des perfekten Einsatzgebietes lässt sich der Konstrukteur nicht nehmen. Auf dem klassischen, im italienischen Vorkriegsstil gehaltenen Modell „Domenica“ sollte man etwa an einem sonnigen Sonntagmorgen im Frühjahr mit der Zeitung unter dem Arm in Richtung seiner liebsten Frühstücksbar radeln. Um den Eindruck perfekt zu machen, steht das Rad auf alten weißen Michelin-Reifen. Der belgische Stahlrahmen stammt aus den 1960er-Jahren. Und der Holzlenker wurde speziell von Adam Brackney entworfen. Andere Modelle wie das „Stoica“ oder das „Domenica Sport“ erwecken eher den sportlichen Geist der großen europäischen Radrennen – jedoch immer mit dem gewissen Sinn für Minimalismus und puristische Eleganz. Die Preise für ein komplettes Track Bike beginnen bei 1.500 US-Dollar. Jedes Rad wird vor der Auslieferung einen Tag lang von Bertelli auf den Straßen von New York getestet.

Weitere Informationen finden sich auf www.bertellibici.com.

Text: Jan Baedeker
Fotos: Bertelli Bici









ClassicInside - Der Classic Driver Newsletter
Jetzt kostenlos abonnieren!