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Bremen Classic Motorshow 2011: Staunen, Schieben, Starten

Wenn die diesjährige Bremen Classic Motorshow als Omen für das deutsche Oldtimerjahr angesehen werden kann, dann wird 2011 ein erstklassiges Jahr! Denn über 40.000 „Seh- und Kaufleute“ bescherten der BCM in der Hansestadt einen neuen Besucherrekord und der Oldtimer-Szene quasi einen fliegenden Saisonstart. Die Begeisterung für historische Mobilität kennt keine Grenzen. Patina und Vintage sind scheinbar das neue Diktum in einer rastlosen Welt.

Volles Haus in Bremen. Exakt 40.502 Besucher strömten am ersten Februarwochenende 2011 in die Messehallen der Hansestadt und bescherten den Machern der Bremen Classic Motorshow einen neuen Besucherrekord. Die BCM konnte sich damit erneut steigern und gilt nunmehr unzweifelhaft als das weit über regionale Grenzen hinaus spürbare Startsignal für das Oldtimerjahr. Tatsächlich kamen viele Besucher wieder aus den umliegenden Ländern – sogar aus Großbritannien und Skandinavien – an die Weser. Auch 2011 zeigte eindrücklich: die BCM, das sind 39.000 Quadratmeter Faszination!

„Mit der Motorshow 2011 sind wir in der Champions League angekommen“, wertet denn auch Hans Peter Schneider, Geschäftsführer der Messe Bremen, das hervorragende Ergebnis. „Das ist eine Steigerung von über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.“ 2010 zählten die Organisatoren noch rund 36.000 Besucher. Eines der Erfolgsrezepte der Bremen Classic Motorshow ist das alljährlich wechselnde Schwerpunktthema. In diesem Jahr standen unter dem Motto „Deutsche Sonderkarosserien auf deutschen Automobilen“ entsprechende Fahrzeuge im Mittelpunkt. Selten gesehene oder bislang kaum gekannte Automobile begeisterten auch ausgewiesene Fachleute.

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Auch im Motorradbereich dominierten Sonderanfertigungen das Geschehen. Rund 30 Konfektionsmaschinen sorgten für ein gänzlich neues Verständnis des Prädikats „Made in Germany“. Heiko Seekamp, anspruchsvoller Sammler historischer Fahrzeuge und in diesem Jahr Aussteller auf der Bremen Classic Motorshow, stimmte dem positiven Fazit der Messeleitung zu: „Das war ein Riesenerfolg. Die Qualität der Messe hat sich dahin entwickelt, dass sie mit anderen internationalen Veranstaltungen durchaus mithält.“

Ein weiterer wichtiger Baustein der Messe Bremen sind die Aussteller. Erfahrene Messegänger wissen: Hier kommt es auf Quantität und Qualität an. Mit rund 550 Ausstellern und damit einem Plus von ebenfalls rund zehn Prozent stimmte die Anzahl in diesem Jahr allemal. Doch auch die Qualität konnte das breite Publikum überzeugen. Auf unserem Rundgang entdeckten wir Classic-Driver-Händler Thiesen KG, ein Lagonda LG 6 Drop Head Cabriolet blieb hier eindrücklich in Erinnerung haften. Thiesen indes konnte sich auch von einigen Exponaten trennen, freute sich über Verkäufe in Bremen. Auch Altena Classic Service war mit einer Auswahl aus dem Fahrzeugbestand in Bremen vertreten. CarMania wiederum zeigte unter anderem einen Shelby Mustang GT 350 Fastback aus dem Jahr 1968.

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Auch der Hamburger Classic-Driver-Händler Mehne Automobile wechselte für die Messe die hanseatischen Gefilde. Eines seiner Highlights: ein frühes Porsche 911 RS Targa Modell der „G“-Serie – in Hellgelb aus dem Jahr 1975. Mehne notierte: „Dieser 2,7-Liter-Sechszylinder war mit Abstand der bisher stärkste Motor, der in einem Serien-Porsche verbaut wurde. Nur wenige dieser RS-Motoren wurden auch im Nachfolger, dem G-Modell, eingebaut. Davon wurde wiederum eine geringe Stückzahl an Targa-Modellen gefertigt. Kenner wissen daher, dass der Porsche Carrera 2,7 Targa eine besondere Rarität ist, die als solche auf dem Sammler-Markt bisher noch nicht entdeckt wurde.“

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Weiterhin gesichtet: Mechatronik aus Pleidelsheim. Die Mechatroniker sind mittlerweile nicht nur für detailstarke Restaurationen, sondern besonders auch für ihre hochwertigen Umbauten bekannt. In Bremen hatte das Team beispielsweise ein Mercedes-Benz 280 SE 3,5-Liter Coupé vorgefahren, unter dessen Haube ein AMG 55 Aggregat pulsiert. Ebenfalls in Bremen präsent: das ADAC Fahrsicherheitszentrum Hansa GmbH, welches zuletzt über die Landesgrenzen von Niedersachsen hinaus mit der Charity-Challenge Schlagzeilen schrieb.

Besonders reizvoll für den Einstieg in die Welt des automobilen Kulturguts sind Klassiker und Youngtimer mit hoher Alltagstauglichkeit. Das hat die Messeleitung in Bremen erkannt: „Junge Klassiker“ lautet hier das Credo. Projektleiter Frank Ruge: „Wir stellten erstmals ganz bewusst Autos aus den späten 60ern bis zu den frühen 90er Jahren aus, die nur durch sehr wenige Hände gegangen sind und extrem wenig Kilometer auf der Uhr haben.“ Hierzu zählten ein Porsche Carrera RS von 1997 mit nicht einmal 2.000 Kilometern und ein Renault R4 von 1988 mit erstaunlichen 16 Auslieferungskilometern. Doch auch BMW Coupés, Mercedes SL, zeitgeistige Ferrari- oder Audi-Quattro-Sportwagen zählten zu den Fundstücken.

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Die diesjährige BCM dokumentierte deutlich: Das Thema Oldtimer baut auf einer zusehends breiteren Basis. Nach Angaben des ADAC nahm der Bestand der mindestens 30 Jahre alten Motorräder und Autos zwischen 1995 und 2010 um 218 Prozent von 189.000 auf über 600.000 Fahrzeuge zu. Reinhard H. Sachse vom Classic Driver Händler Steenbuck Automobiles, mit seinem Unternehmen selbst jahrelanger Aussteller an der Weser, stellte anerkennend fest: „Bremen markiert einen starken Saisonauftakt. Man spürt die Passion und Freude am Thema. Es tut einfach gut zu sehen, wie groß der Zuspruch für klassische Mobilität ausfällt. Besonders gelungen finde ich in diesem Jahr auch wieder die Clubpräsentationen.“ In der Tat gaben sich die Anhänger von klassischen BMW, Mercedes-Benz oder auch britischen Automobilen alle Mühe, ihre Leidenschaft eindrucksvoll zu transportieren. Mit Erfolg – die Funken sprangen an vielen Clubständen reihenweise über.

Und damit schürte die Bremen Classic Motorshow nicht nur die Vorfreude auf die anbrechende Saison, sondern auf die noch folgenden Premium-Messen wie die Retro Classics in Stuttgart und die Techno-Classica in Essen. Bremen indes sollte in jedem Kalender von Liebhabern rollenden Kulturguts weiterhin seinen Platz haben. Im kommenden Jahr findet der Saisonstart vom 3. bis 5. Februar statt.


Text: Mathias Paulokat
Fotos: BCM