Vom 9. bis 13. Oktober fand in Moskau auf dem neuen Messegelände der „Crocus Expo“ die größte Oldtimer Show des Landes statt. Aussteller aus 15 Nationen präsentierten sich mit seltenen Fahrzeugen und landestypischen Antiquitäten. Classic Driver folgte der Einladung der Landesmesse Stuttgart, um sich selbst einen Eindruck vom wachsenden Oldtimermarkt zu verschaffen.

Bereits zum 12. Mal seit der Premiere im Jahr 2002 öffnet die Oldtimer-Galerie in Moskau ihre Pforten. Die Veranstaltung erfreut sich dabei immer größerer Beliebtheit und findet daher seit einigen Jahren zwei Mal jährlich statt. Nach Angaben der Messeleitung haben sich in diesem Jahr insgesamt 62.000 Besucher auf dem Gelände der Expo eingefunden und somit wieder einen neuen Rekord aufgestellt. Auf einer Fläche von circa 8.500 m² präsentierten 164 Aussteller eine breite Palette an historischen Fahrzeugen und Youngtimern sowie Antiquitäten und Kunst.

Vergleicht man die Veranstaltungsfläche der Moskauer Oldtimermesse mit der einer Techno Classica oder einer Retro Classics, wirkt sie geradezu winzig. Doch der russische Markt für klassische Fahrzeuge entwickelt sich gerade erst und befindet sich derzeit im stetigen Wachstum. Die Möglichkeiten der Erweiterung auf zusätzliche Flächen wären auf dem Expo-Gelände auf jeden Fall vorhanden.

Zur Eröffnung am Freitag hatten sich 320 Journalisten der hiesigen und ausländischen Presse akkreditiert und warteten gespannt auf die Eröffnungsrede des Veranstalters Ilja Sorokin. Auf dem Messestand der Bosch Group Ltd. wurde dann symbolisch zur offiziellen Eröffnung von einem Vertreter der Moskauer Bosch Gruppe sowie Ilja Sorokin und dem Geschäftsführer der deutschen RETRO Promotion GmbH, Karl-Ulrich Herrmann, das obligatorische rote Band zerschnitten. Anschließend stellte Herr Herrmann die aus Deutschland mitgereisten Händler, Herrn Joachim Appel von Horch Classic und Alexander Kienle der Kienle Automobiltechnik, der Presse vor. Zweck des Besuches für die Händler war es, sich einen Überblick über die Attraktivität der Veranstaltung zu verschaffen. Die Resonanz war durchaus positiv, sodass einer Anwesenheit der mitreisenden Händler bei der im März 2009 stattfindenden Messe wohl nichts im Wege stehen sollte.

Das Eröffnungsprogramm wurde von einer akrobatischen Showeinlage einer russischen Artistin unter dem Dach der Messehalle gelungen abgerundet. Im Messegeschehen boten sich zudem weitere überraschende Höhepunkte, wie etwa das besondere Lüftungssystem der Messehalle: Dieses wurde mit verschiedenen Duft-Aromen gespeist und ließ mit Benzin-, Öl- oder Reifenaromen die Atmosphäre „der guten alten Zeit“ in der Halle aufleben. Erwähnenswert ist auch die Präsenz des Moskauer Mercedes Strichacht Clubs – nach eigenen Angaben planen die Clubmitglieder eine Sternfahrt mit bis zu 10 Fahrzeugen zur Retro Classics 2009 in Stuttgart.

Betrachten wir abschließend unseren Besuch auf der Messe, so bleibt festzuhalten, dass der fernöstliche Oldtimer-Markt einiges Potenzial verspricht. Zumindest in einer Metropole wie Moskau. Fakt ist jedoch, dass die Oldtimerszene momentan noch in den Kinderschuhen steckt – auch die optimistisch kalkulierten Besucherangaben des Veranstalters ändern nichts an der Tatsache. Um den Stein ins rollen zu bringen, ist Initiative gefragt – und die lohnt sich bestimmt! Sollten wir Ihr Interesse geweckt haben, als Aussteller im kommenden Jahr mit dabei zu sein, so wenden Sie sich bitte an Herrn Karl-Ulrich Herrmann von der RETRO Promotion GmbH oder direkt an die Oldtimer-Galerie Moskau mit der E-Mail [email protected].

Besuch des Technischen Museum Moskau

Etwa eine Autostunde vom Stadtzentrum entfernt befindet sich das neu errichtete technische Museum von Vadim Zadorozhny. Es gewährt den Besuchern unter anderem einen einmaligen Einblick in die Zeit der 30er-Jahre. Eine Zeit, in der aus heutiger Sicht die Fahrzeuge noch Kunstwerke waren. Die private Sammlung von Herrn Zadorozhny umfasst seltene klassische Fahrzeuge, Motorräder, Panzer, Flugzeuge und Waffen. Zurzeit präsentieren sich in teilweise originalem Zustand den Besuchern 40 Klassiker auf zwei Etagen. Weitere restaurierungsbedürftige Fahrzeuge schlummern im Keller des Gebäudes und warten auf ihre Wiedergeburt.

Im Nachbargebäude ist die technisch gut ausgestattete Restaurationswerkstatt untergebracht. Die Fahrzeuge durchlaufen hier die einzelnen Bereiche, wie Karosseriewerkstatt, Motor- und Elektronikprüfstand sowie die Sattlerei. Das technisch versierte Restaurationsteam hat bereits 30 Fahrzeuge erfolgreich aufgebaut. Ein gemütliches Restaurant auf dem Gelände lädt die Besucher zu landestypisch kulinarischen Köstlichkeiten ein.

Besondere Highlights der Ausstellung sind die Staatskarossen von Stalin und Gorbatschow. Der 1946 gebaute Zil 110 verfügt über eine zehn Zentimeter dicke Fensterpanzerung, was mit ein Grund für das enorme Gewicht des Fahrzeugs von sieben Tonnen ist. Gorbatschow und Breschnew waren seinerzeit in einem Zil 41047 mit verlängertem Radstand aus dem Jahr 1978 in der russischen Hauptstadt unterwegs. Angetrieben wird die Limousine von einem 315 PS starken Achtzylinder und bringt es auf ein Gesamtgewicht von immerhin noch 3,5 Tonnen.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.automuseum.ru oder per Mail unter [email protected]

Bildergalerie:

Text & Fotos: André Scheuermann