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Video: McLaren MP4-12C in Dunsfold

Er ist der High-Tech-Sportwagen für eine digitale Welt: Der McLaren MP4-12C beeindruckt mit F1-Technologie und absoluter Fahr-Präzision. Steve Wakefield hat das 600-PS-Geschoss auf der Top-Gear-Teststrecke in Dunsfold erlebt – wir waren mit der Kamera dabei.

Nur 40 Fahrminuten von Woking entfernt, liegt das anspruchsvolle Fahrerrevier. Dunsfold bietet einiges: eine ewig lang scheinende Gerade, einen kurvenreichen Parcours mit unebener Oberfläche und tückischer Streckenführung. Top Gera-Testfahrer "The Stig" peitschte den McLaren in nur 1:16,2 durch die Runde. Eine Zeit, vergleichbar mit der des kaum alltagstauglichen Extremsportwagens Ariel Atom V8.

Der Testtag: Zunächst stieg McLaren-Chef-Tester Chris Goodwin hinter das Steuer des glutroten MP4 und erklärte die zahlreichen Einstellmöglichkeiten, während der zweite McLaren in Orange uns dicht auf den Fersen klebte. Schon nach der ersten Einführungsrunde ist kein anderer Schluss zulässig als dieser: der McLaren MP4-12C ist beinahe verboten schnell. Doch richtig bewusst wird dies erst bei einem beherzten Kickdown. Dann quirlen die V8-Turbolader mit Hochdruck drauf los und pressen den 12C brutal nach vorne. Zum Glück sind die Bremsen genauso effektiv. Hinten am Heck hilft eine Luftbremse. Wer von der Beschleunigung fasziniert ist, dem wird das Bremsvermögen schlicht die Sprache verschlagen.

Video: McLaren MP4-12C in Dunsfold
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Wenn man selbst das Steuer in die Hand nimmt, findet man die Sprache wieder. Denn mehr noch als die schiere Kraft, verdient die Fahrpräzision des MP4-12C großes Lob. Auch bei sehr hohen Geschwindigkeiten läuft der Wagen auf den sprichwörtlichen Schienen. Wer mag, kann dramatisch mit dem Heck wedeln, ohne dabei das Gefühl zu haben, mit einem "unguided missile" unterwegs zu sein. Das gefällt! Sehr! Das schöne dabei: Der Supersportwagen ist sich auch für Alltägliches nicht zu schade. Jemanden vom Bahnhof abholen, mal eben rüber nach Monaco, Winterurlaub in Chamonix - all das macht der McLaren klaglos mit. Das haben vermutlich die wenigstens im Sinn, wenn sie den Kauf eines 12C erwägen - alleine, er ist dazu in der Lage.

So oder so fühlt man sich ausgesprochen wohl in diesem Cockpit. Schon das Einsteigen ist ein Erlebnis. Sobald die "Scherentüren" aufschwingen, geben sie den Blick auf das reduziert wirkende Interieur frei. Ich mag diesen "Bang & Olufsen"-Stil. Das Auto scheint in seinen Dimensionen insgesamt kleiner, als es tatsächlich ist. Die Sitzposition ist perfekt. Auch die Sicht ist gut - insbesondere natürlich nach vorne durch die großflächige Frontscheibe. Und wer nicht gleich mit Vollgas unterwegs ist, wird staunen, wie angenehm gedämmt es in der Kabine ist. Denn niemand möchte nach einer Trans-Europa-Fahrt mit klingelnden Ohren aus dem Fahrzeug steigen.

Video: McLaren MP4-12C in Dunsfold
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Die Elastizität des Motors beeindruckt. Hier liegt ein Durchzugsvermögen an, das Schalten zur Nebensache macht. 600 Newtonmeter Drehmoment stehen zwischen 3.000 und 7.000 Touren zur Verfügung - das reicht nun wirklich für alle Überholambitionen. Man muss sich indes zügeln, nicht ständig an der Paddle-Schaltung zu spielen. Es ist doch: wer schaltet, herrscht. Und dieses Gefühl möchte man sich in einem MP4-12C nicht nehmen lassen.

Rund 1.000 Exemplare wurden bereits gebaut. Der Ruf von McLaren, einen wirklich durablen und zuverlässigen Sportwagen zu bauen, ist legendär und liegt im F1 begründet. Man spürt die Passion, mit der dieser Sportwagen entstand. Die Konsequenz endet nicht am Firmentor. Jeder Händler ist verpflichtet, wirklich jedes Ersatzteil bereit zu halten. So ist es möglich, dass Fahrzeug in Windeseile wieder fahrbereit zu bekommen, wenn doch einmal etwas haken sollte. Christian Marti, Europachef von McLaren Automotive Ltd., berichtet von einem Händler, der innerhalb nur eines Tages einen neuen Motor in ein Kundenfahrzeug einbaute.

Video: McLaren MP4-12C in Dunsfold


Das zeigt zwei Dinge: Erstens, wozu McLaren in punkto Service in der Lage ist. Und zweitens, dass man auch da ist, wenn es gilt, Probleme aus der Welt zu schaffen und schnell wieder für Fahrfreude zu sorgen. Das ist vorbildlich. Und auch erforderlich, um bei Ferrari oder Porsche richtig anzugreifen. Wer jedoch einen McLaren sein Eigen nennt, gehört dazu. Zur Familie. Man ist jederzeit willkommen, kann sich die Manufaktur ansehen oder an den Renntagen in Goodwood teilnehmen. Man erhält mit einem 12C tatsächlich mindestens zwei Autos, zwei Varianten eines Themas in nur einem Modell: Einerseits einen technisch vollkommen durchkonstruierten Supersportwagen, der jederzeit bereit ist. Und andererseits die wirklich reine Lehre des Sportwagenbaus, die unverfälschte McLaren-DNA mit rund 50 Jahren Rennsportgeschichte. Mit anderen Worten: Zwei bis zu 330 km/h schnelle Sportwagen für rund 250.000 Euro. Das hört sich gut an!

Text: Steve Wakefield (aus dem Englischen von Mathias Paulokat)
Fotos/ Video: McLaren
Schnitt und Bearbeitung: Kai Klinke