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Jaguar XF 2.2 D: Vier gewinnt

Nur 2,2 Liter misst der neue, kleine Vierzylinder-Dieselmotor im grundlegend überarbeiteten Jaguar XF. Doch zeigt die Katze auch in dieser leichten Version noch ihre Krallen? Classic Driver machte den Test.

Jaguar und Diesel, das passte Anfang der neunziger Jahre ungefähr so gut zusammen, wie Hund und Katze. Doch nach Jahren der Gewöhnung mussten selbst eingefleischte Jaguar-Fahrer akzeptieren, dass der Selbstzünder eine durchaus gelungene Symbiose mit den edlen Limousinen aus England einging. So auch bei Jaguars Topseller, dem XF. Bislang tröstete die Puristen wesentlich die Tatsache über das Kennzeichen D am Heck hinweg, dass es sich bei dem Selbstzünder um einen Sechszylinder handelte. Damit ist nun zumindest teilweise Schluss, denn auch die Briten konnten sich dem Downsizingtrend der Branche nicht entziehen und bieten die Fünf-Meter-Limousine nun erstmals mit einem Vierzylinder an. Der aus dem PSA-Konzern stammende Motor wurde für den Einsatz im XF im Detail überarbeitet. Mit 190 PS hält er respektvoll Abstand zu den weiterhin angebotenen V6-Diesel-Motoren, bietet mit 450 Nm jedoch annähernd so viel Drehmoment, wie der 240 PS starke XF 3,0 D.

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Im Fahrbetrieb fällt dieser nominelle Leistungsunterschied kaum ins Gewicht. Vom Start weg entpuppt sich der aufwändig geräusch- und schwingungsisolierte Vierzylinder als angenehmer Begleiter. Bereits im unteren Drehzahlbereich löst sich der Jaguar zügig aus dem Stand, beschleunigt dann munter bis zum Erreichen seines maximalen Drehmoments und belästigt die Insassen auch auf Autobahnetappen nicht mit vierzylindertypischen Brummgeräuschen. Den lebendigen Fahreindruck spiegeln auch die Messwerte wider. So benötigt der ausschließlich mit einer ZF-Achtgangautomatik erhältliche XF 2.2 D nur 8,5 Sekunden, um auf 100 km/h zu kommen, und erreicht ohne Mühe die Endgeschwindigkeit von 225 km/h. Neben diesen ausreichenden Fahrleistungen verblüfft der Diesel XF besonders mit seinem niedrigen Verbrauch von 5,4 Litern auf 100 Kilometern sowie einem CO2-Ausstoß von nur 149 g/km. Möglich wurden diese Werte durch den Einsatz einer Start- Stopp-Anlage sowie einem Getriebefreilauf, der im Schubbetrieb den Antrieb völlig entkoppelt.

Die Insassen bekommen von den technischen Abläufen nicht allzu viel mit. Lediglich im mittleren Drehzahlbereich dringt ein beruhigender Brummton aus dem Motorenraum in die Fahrgastzelle. So bleibt genügend Muße, sich an den Details des aufgefrischten Innenraumes zu erfreuen. Etwa dem verbesserten Soundsystem, was mit 1.200 Watt Leistung und 17 Lautsprechern ein deutlich hochwertigeres Hörerlebnis offeriert. Die Musik kommt dabei entweder von einem neuen Audio-Modul mit insgesamt 30 GB Speicherkapazität, oder einem kombinierten CD/DVD-Spieler. Schade nur, dass Jaguar die Chance der Produktaufwertung vertan hat und nach wie vor mit einem in dieser Klasse ungenügenden Navigationsgerät antritt. Zwar vergrößerten die Briten das farbige TFT-Touchscreen, doch bleiben Grafik und Menüführung weit hinter der etablierten Konkurrenz zurück. Daneben fällt auf, dass die mittlerweile gängigen Assistenzsysteme wie ein Spurhalteassistent oder eine Geschwindigkeitserkennung nicht in der Optionsliste stehen.

Jaguar XF 2.2 D: Vier gewinnt Jaguar XF 2.2 D: Vier gewinnt

Damit der Jaguar XF des Modelljahres 2012 zukünftig eine gute Figur macht, setzten die Designer konsequent die Linie des Urmodells fort und führten sie mit wenigen Retuschen in die zweite Lebenshälfte. So verschwanden durch den Einsatz neu konstruierter Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht die beiden unschönen Halbmonde in der Motorhaube. Eine Modifikation, die in Verbindung mit dem neugestalteten Stoßfänger samt Kühlergrill den XF deutlich dynamischer auf der Straße stehen lässt. Die Änderungen am Heck betrafen vor allem den Einsatz neuer LED-Rückleuchten und einer modifizierten Chromspange. Der Versuch, das von vielen als zu wuchtig empfundene Heck etwas aufzulockern, darf als gelungen bezeichnet werden, wenngleich der kastenförmige Abschluss nach wie vor Geschmackssache ist.

Bei 44.900 Euro steht das Mindestgebot ab September für den Jaguar XF 2.2 D. Dank der reichhaltigen Serienausstattung, dem großzügigen Innenraum und dem überzeugenden Antrieb ein in jedem Fall lohnendes Angebot, was nicht nur eingefleischte Markenfans überzeugen dürfte.

Jaguar XF finden Sie im Classic Driver Automarkt.

Text: Sven Jürisch
Fotos: Jaguar