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Mini Coupé: Bonnie Prince Mini

Im Vorfeld der IAA präsentiert Mini den neuesten Zuwachs der Produktfamilie: das Mini Coupé. Mit 211 PS und krachendem Design zelebriert der rasante Flitzer eher Punkrock als die „Swinging Sixties“. Tief im beschaulichen Wiener Hinterland durften wir einige Runden mit dem Spaßmobil aus Oxford drehen.

Stellen Sie sich eine Familienfeier im britischen Hochadel vor. Der distinguierte Stammhalter der Familie steht unangefochten hoch im Schmachtranking der ihn umgebenden Damen. Verwegen sieht er aus, wahrt aber jederzeit höfliche Etikette und pfeift immer einen charmanten Witz zwischen den Lippen hervor.

Doch eben jetzt, wo der kleine Lord schon auf Papas Thron Platz genommen hat und sich seiner Meriten sicher ist, tritt der uneheliche Stiefbruder ins Rampenlicht. Die Tür springt auf und die Familie wird nie wieder dieselbe sein... Ja, der Genpool ist definitiv derselbe, aber der junge Mann erobert mit Rockstarhabitus die Herzen der beglückten Damen und am Ende vielleicht sogar ein Stück vom Erbe. Solche Geschichten erfindet man, wenn man über das neue Mini Coupé berichten will. Schwer zu fassen ist der kleine und unbändig fliegt er über die Teststrecke...

Mini Coupé: Bonnie Prince Mini Mini Coupé: Bonnie Prince Mini

Ist der damals ungewöhnliche Mini von 2001 bereits etwas in die Jahre gekommen, tritt jetzt eben sein kleiner Bruder in die Fußstapfen des Lifestyle-Platzhirschen bei den Kleinen. „Von diesem Auto träumen wir in der Designabteilung schon seit Jahren“ sagt Anders Warming, seines Zeichens Design-Chef bei Mini. Und tatsächlich ist das Design des Mini Coupé für die Marke eine echte Gradwanderung. Denn der Mini, schon von Haus aus eher nicht als Vernunftauto bekannt, wird durch seinen kleinen rabiaten Bruder fast schon zum Alltagsfahrzeug degradiert.

„Diese Autos braucht man nicht, man will sie fahren!“ sagt dann auch Marketingleiter Jörg Dohmen wohl zu Recht. Weder überflüssige Rücksitze, noch die charakteristische Dachform des großen Bruders stören hier das Auge. Mit seinem fast wie ein offener Motorradhelm anmutenden Dachaufsatz in Kontrastfarbe bricht das Greenhouse mit den charakteristisch parallelen Aufbauten des Original Minis.

Mini Coupé: Bonnie Prince Mini Mini Coupé: Bonnie Prince Mini

Ein verbreitertes Heck und ausgestellte Radläufe verstärken das sportliche Aussehen, ab Tempo 80 kommt der automatisch ausfahrende Spoiler am Heck hinzu, der den bereits ins Dach verbauten Windfang unterstützt und so für ordentlichen Abtrieb auf den Hinterrädern sorgt. Wie immer bei Mini, wird der geneigte Käufer zusätzlich noch die Auswahl zwischen Zweifarben-Lack und kontrastierenden Rallye-Stripes haben. Insgesamt wird die Mini-Tradition des Customizing durch diverse Ausstattungs- und Zusatzoptionen beibehalten, wie Warming stolz berichtet.

Mini Coupé: Bonnie Prince Mini Mini Coupé: Bonnie Prince Mini

Auf der Teststrecke stellt der Mini dann auch überzeugend sein Können unter Beweis und rechtfertigt jeden radikalen Designspleen der Entwickler. Etwas flacher geraten greift er dynamisch in den Asphalt und erlaubt sportliches Kurvenfahren. Durch neu abgestimmte elektronische Regelsysteme hat man in keiner Situation das Gefühl des Kontrollverlustes, minimale Übersteuerung wird zu 100 Prozent ausgeglichen. Lenkung und Fahrwerk arbeiten tadellos und das 211 PS starke und 200 km/h schnelle John Cooper Works Aggregat bringt die nötigen Pferdchen für eine rasante Ausfahrt gleich mit. Geplant sind noch zusätzliche Motorvarianten vom 1,6-Liter-Benziner mit 122 und 184 PS bis zum 2,0-Liter-Diesel mit 143 PS. Der angegebene Durchschnittsverbrauch von 7,1 Litern wirkt bei der 211-PS-Version jedoch leicht untertrieben – bei sportlicher Fahrweise steigt der Bordcomputer in höhere Gefilde.

Ist der Wagen mit einem Neupreis von 21.000 Euro gewiss kein Billigheimer, so stören doch Kleinigkeiten den ansonsten guten Gesamteindruck. Die überflüssige Außenantenne und das minderwertige Kunststoffambiente rund um die Instrumententafel wären ein Facelift-Kandidaten gewesen. Alles in allem ist das Coupé aber eine kleine Designrevolution für die Markenfamilie und wirkt trotz erkennbar gleichem Genpool frisch und eigenständig. So ist es auch das Ziel, dass der Wagen im Zuge der Einführung neue Kundenpotentiale in die Autohäuser lockt.

Nach der Premiere des Mini Coupé auf der IAA Anfang September bekommt die Familie im Frühjahr 2012 erneut Zuwachs – mit der Roadster-Variante. Und damit ist noch lange nicht Schluss bei der innovativen BMW-Tochter, wie alle Beteiligten lächelnd versichern.

Text: Kai Klinke
Fotos: Mini