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Mercedes-Benz 170 Da Lueg Kombi

Statt Rentierschlitten empfehlen wir zum Weihnachtsfest einen alternativen, aber nicht weniger romantischen Geschenke-Transporter: Der Mercedes-Benz 170 Da Lueg Kombi war Anfang der 1950er-Jahre ein Symbol des Wirtschaftswunders und gilt als Urmodell aller Kombi-Modelle mit dem Stern...

Schon im Sommer hatte sich die Classic Driver-Redaktion Gedanken darüber gemacht, welcher Klassiker sich in diesem Jahr als Präsent-Wagen zur Weihnachtszeit eignen könnte. Letztlich fiel die Entscheidung auf ein nicht alltägliches Automobil, den Mercedes- Benz 170 Da Lueg Kombi. Die Geschichte der Modelreihe 170 V (W136) reicht zurück in das Jahr 1936, als auf der Automobilausstellung in Berlin der Nachfolger des alternden Mercedes-Benz 170 präsentiert wurde. Der zusätzliche Buchstabe „V“ in der Modellbezeichnung steht für „Vorn“ und diente der Unterscheidung von der zeitgleich vorgestellten Version mit Heckmotor (170 H).

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Der Typ 170 V präsentierte sich in einer Vielzahl von Karosserievarianten: als Limousine, als Cabriolet, als Geländesportwagen und als Lieferwagen. Hinzu kamen Einsatzfahrzeuge für die Polizei und eine Variante als Krankenwagen. Das Besondere an dieser Modellreihe ist die Tatsache, dass die 170 V-Modelle die einzigen Mercedes-Benz wahren, die sowohl vor als auch nach dem Zweiten Weltkrieg gefertigt wurden. Die erste Serie lief von 1936 bis 1942 vom Band, die Serie 2 wurde zwischen 1946 bis 1953 gebaut.

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Unser graulackierter Geschenke-Schlitten stammt aus dem Jahr 1952 und begann seine automobile Existenz zunächst als Krankenwagen. Hierzu verpasste ihm die Firma Lueg aus Bochum eine passende Karosserie. Das Besondere an dem Lueg-Ambulanz-Wagen ist die Anordnung der Türen: Fahrer- und Beifahrertür sind serienmäßig hinten angeschlagen, der Zugang zu den hinteren Plätzen ist nur auf der rechten Seite möglich. Der früheren Bestimmung ist es zu verdanken, dass dieser Spezialaufbau komplett verglast ist und sich somit auch als außergewöhnlicher Alltags-Kombi eignet. Für ausreichend Stauraum ist ebenfalls gesorgt, lässt sich die zweigeteilte Rückbank einzeln oder vollständig umklappen.

Im Innenraum herrscht das nostalgische Flair der Wirtschaftswunder-Zeit, genauer: ein großes Lenkrad mit aufgesetzter Blinkerscheibe und zahlreiche Dreh- und Kippschalter, mit denen sich das Lichts, die kleinen Scheibenwischer und die zusätzlich eingebaute Bosch-Heizung bedienen lassen. Die Sitze sind auch aus heutiger Sicht erstaunlich bequem, lassen allerdings etwas an Seitenhalt vermissen. Für Fahrer, die größer als 1,75 Meter sind, mangelt es zudem ein wenig an Kopffreiheit, aber ansonsten gibt es wohl kaum einen vornehmeren Kombi aus dieser Zeit.

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Gestartet wird unser Geschenke-Transporter über einen Startknopf. Legt man vorher den Schalter für die Hauptbaterie um, kommt der Klassiker sogleich ohne Probleme auf Touren. Glaubt man der Typenbezeichnung 170 Da, so müsste jetzt eigentlich das Nageln des 38 PS Dieselmotors zu hören sein, doch an die Ohren dringt ein so sanfter Klang, den kein Diesel aus dieser Zeit von sich geben könnte. Des Rätsels Lösung: Hier verrichtet ein nachträglich eingebauter Vierzylinder-Benzinmotor seinen Dienst. Auch wenn der Motor in unserem Falle nicht dem Original entspricht, muss erwähnt werden, dass die Wagen der W136-Serie die ersten dieselgetriebenen PKW nach dem Krieg waren. Dieser Dieselmotor sollte aufgrund der hohen Laufleistung den Mythos des „unverwüstlichen Mercedes-Benz“ begründen.

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Vollbepackt mit bunten Geschenken und einem Tannenbaum auf dem Dach, starten wir zu einem Ausflug durch das winterliche – obwohl chronisch schneefreie – Hamburg. Der 170 lässt sich entspannt durch den Stadtverkehr lenken und auch die Gangwahl geht leicht von der Hand. Ganz gleich, wo man vorfährt, der in zwei Grautönen lackierte Mercedes sorgt für vorweihnachtliche Verzückung und Spekulationen über den Inhalt der bunten Pakete, die sich im Heck stapeln. Bis Heiligabend möchten wir das Geheimnis gerne noch bewahren, jedoch können wir jetzt schon sagen: Wer mit diesem Klassiker unterwegs ist, dem widerfährt nur Gutes! Beim einfädeln sorgen die „Winkerblinker“ bei den anderen Verkehrsteilnehmer für Freude, gerne lässt man uns einfädeln. Selbst die Ordnungshüter drücken ein Auge zu, wenn es um das Halten in zweiter Reihe geht.

Wir empfehlen die Modellreihe 170 aber nicht nur zur Weihnachtszeit als Geschenke-Transporter, sondern auch jenseits der Feiertage als Dritt- oder Viertwagen für die Einkäufe auf dem Wochenmarkt oder als charmantes Schul- oder Kindergarten-Shuttle. Weitere Informationen zum Urvater aller T-Modelle von Mercedes-Benz finden Sie bei unserem Händler Thiesen im Classic Driver Automarkt.

Text: J. Philip Rathgen
Fotos: Jan Baedeker



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