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Magazin

Porsche 911 Carrera S Cabrio

Sevilla, im Februar 2005. Beim ersten Kontakt mit dem neuen Porsche Carrera S Cabrio, unter der Sonne Spaniens, entpuppte sich der Freiluft-Elfer als geniale Fahrmaschine. Er lässt die Hüllen fallen, ohne dabei den fahrdynamischen Qualitäten des Coupés zu unterliegen. Für einen Aufpreis von 10.000 Euro kommen mit dem 911er Cabrio garantiert nicht nur Sonnenanbeter voll auf ihre Kosten…

Abgesehen vom neuen Design und vielen technischen Innovationen, die unlängst durch das Coupé bekannt wurden, verfügt das neue 911er Cabrio über einige Raffinessen, die ihn von seinem Vorgänger absetzen. Unter anderem konnte durch das neu konzipierte Verdeck sowohl der Luftwiderstand und damit der CW-Wert auf 0,29 verringert, als auch das bekannte Ausbeulen des Stoffes bei hohen Geschwindigkeiten durch eine straffere Bespannung reduziert werden. Auch das Gewicht der Konstruktion schrumpfte unter Einsatz von Aluminium und Magnesium auf minimale 42 Kilogramm. Gleichzeitig konnten die Fahrtgeräusche im Interieur gleich bleibend niedrig gehalten werden.

Wer oben ohne gern schnell fährt, jedoch Zugluft weitestgehend meidet, profitiert im 911er Cabrio neben dem serienmäßigen Windschott ebenfalls von den neuen elektrisch hochfahrbaren Fondscheiben – Porsche gewährt Fahrspaß bis 274 km/h, offen versteht sich. Das Verdeck öffnet übrigens per Tastendruck voll automatisch binnen 20 Sekunden. Dieser Vorgang funktioniert auf Wunsch auch während der Fahrt bis 50 km/h oder außerhalb des Fahrzeugs via Funkfernbedienung am Zündschlüssel.

Im Morgengrauen beginnt die Testfahrt mit dem Carrera Cabrio in der leistungsstarken S-Version. Der Tag verspricht mit Sonne und 18 Grad Außentemperatur ideale Bedingungen für maximalen Fahrspaß. Im Übrigen kündigt das Roadbook eine ausgedehnte Bergetappe an, die sich äußerst kurvenreich durchs spanische Hinterland, nahe Sevilla, schlängelt.

Nach Sonnenaufgang und einigen Beschleunigungsmanövern auf der Landstraße verschwindet das Dach im Heck – natürlich während der Fahrt und sogar bis knapp 60 Stundenkilometer. Dabei ist es unter Nutzung aller bereits aufgezählten Windabweiser selbst bei hoher Geschwindigkeit erstaunlich ruhig im Innenraum. So lassen sich drei Fahrstufen ohne anschließende Sturmfrisur und Nackenstarre voll ausfahren. Die von Porsche gewährleistete Höchstgeschwindigkeit – bei offener Fahrt – von 274 km/h testen wir jedoch, voller Respekt vor den spanischen Ordnungshütern, an diesem Tag nicht aus.

Motorleistung, Fahrstabilität und Bremsen des Elfer wirken in jeder Fahrsituation mehr als souverän. Der 3,8 Liter Boxermotor ist in allen Drehzahlbereichen durchzugsstark und beschleunigt das Cabrio in nur 4,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das Überholen wäre ein Kinderspiel, müsste man nicht ständig darauf achten, rechtzeitig auszuscheren, um nicht auf den Vordermann aufzufahren. Noch brutaler als die Beschleunigung wirkt die Verzögerung auf das Auto ein. Die übergroßen Bremssättel der Keramikbremse (nicht Serie) gleichen denen des Carrera GT und wirken im Carrera S dementsprechend kompromisslos.

In den Serpentinen spielt der Porsche sein ganzes Können aus. Das neue aktive Fahrwerk mit elektronisch geregelten Dämpfern (PASM), das ohnehin sportlich abgestimmt wurde, lässt sich per Knopfdruck noch härter einstellen – dieser Modus nennt sich „PASM Sport“. Dadurch wird der Elfer zum Kurvenstar und kennt bei eingeschaltetem Stabilitätsprogramm (PSM) kaum Grenzbereiche.

Fazit: Eine Fahrt unter blauem Himmel im Carrera S Cabrio erhebt den Lustfaktor „Cabriolet“ in eine neue Dimension. Porsche hat mit dem Modell 997 ein nahezu perfektes Gesamtkonzept entwickelt, dass den Abstand zwischen Coupé und Cabrio noch weiter reduziert, als es schon der Vorgänder tat. Keine Frage – wer das Coupé lobt, wird das Cabriolet lieben!

Text: Jan Richter
Foto: Porsche / Classic Driver


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