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RM-Auktion „Automobiles of London“ 2010: Alle Ergebnisse

Der Star der Londoner Herbstauktion von RM war ganz klar der Aston Martin DB5 aus den Bond-Filmen. Mit einem finalen Gebot von 3,3 Millionen Euro blieb der Filmwagen jedoch deutlich unter den achtstelligen Preisspekulationen der Presse. Dafür zogen andere Automobile deutlich an.

Obwohl den rund 500 Beobachtern, die sich am Abend des 27. Oktober in der Eventlocation „Battersea Evolution“ in London eingefunden hatten, ein spektakuläres Bieterderby um den berühmten Bond-Aston verwehrt blieb, kann man dem PR-Team nur gratulieren: Eine deratig gewaltige, internationale Marketing-Kampagne für eine Auktion hatte die Szene bisher noch nicht erlebt. Dass sich keine Kopfgeldjäger aus Borneo meldeten, um den ehemaligen Dienstwagen von 007 zu ersteigern, lässt sich nur auf finanzielle Gründe zurückführen – an der Bekanntheit der Film- und Automobilikone kann es nach den Pressemeldungen, Katalogen und Cocktailparties der letzten sechs Monate jedenfalls nicht gelegen haben. Der amerikanische Geschäftsmann Harry Yeaggy, der letztlich bei 3,3 Millionen Euro den Zuschlag für den Aston Martin erhielt, verabschiedete sich schon kurz nach dem Kauf, um zusammen mit dem RM-Auktionator Max Girardo den nächsten Pub aufzusuchen. Beide hatten ihre Pints wahrhaft verdient.

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Die dramatische PR-Inszenierung hatte offensichtlich auch die anderen Bieter spendabel werden lassen. Im Laufe der Nacht konnte RM rund 23 Millionen Euro einnehmen – und damit das Ergebnis des Vorjahres fast verdoppeln. Knapp 90 Prozent der angebotenen Automobile fanden einen neuen Besitzer. Und nicht selten wurden für Aston Martin, an die weder Sean Connery noch Q seine Finger gelegt hatten, außerordentliche Summen gezahlt. Ein Aston Martin V8 Vantage „Prince of Wales“ Volante von 1989 etwa verkaufte sich für 231.000 Euro, obwohl das Auktionshaus einen Schätzpreis zwischen 143.000 und 178.000 Euro berechnet hatte. Ähnlich der Aston Martin DB2 aus dem Vorbesitz von Lord Barbazon: Statt der erwarteten 100.000 bis 115.000 Euro brachte der Wagen stolze 225.000 Euro. Und ein schöner, aber nicht gerade seltener Aston Martin DB6 MkII Vantage von 1970 verdoppelte sogar fast den geschätzten Preisrahmen und wechselte für 200.000 Euro den Besitzer. Ob die Preise in Verbindung mit den harten Martinis standen, die bei der Pre-Sale-Party großzügig ausgeschenkt wurden, lässt sich wohl nicht mehr nachvollziehen.

Mit den Aston-Martin-Ikonen hatte das Auktionshaus in London natürlich ein Heimspiel. Doch es spricht für den Mut von RM, dass auch Klassiker zum Aufruf kamen, die sich erfahrungsgemäß besser im milden amerikanischen Klima verkaufen. Die Bemühungen der Komissionsabteilung wurden dennoch belohnt. Ein 1938er Talbot Lago T23 Teardrop von Figoni & Falaschi – eigentlich ein typischer Auktions-Star für Pebble Beach – verkaufte sich für 2,05 Millionen Euro. Der Schätzpreis lag zwischen 1,26 und 1,6 Millionen Euro. Ein feuerroter 1956er Maserati A6G/2000 Competition Berlinetta ging für 802.000 Euro über den Tisch. Auch ein 1966er Ferrari 365 California Spider, traditionell der Sportwagen der Prinzen und Playboys, konnte die Erwartungen deutlich übertreffen: Der Hammer fiel bei 757.000 Euro, was für den Käufer einem Preis von 848.000 Euro inklusive buyer’s premium entspricht. Neue Besitzer fanden auch ein hellblauer Ferrari 275 GTB Short Nose von 1965 (616.000 Euro), ein Ferrari F40 von 1989 (363.000 Euro) und ein Ferrari 365 GTB/4 Daytona von 1972 (148.000 Euro).

Dennoch geht ein großer Teil der Lose, die sich an diesem Abend nicht verkauften, auf das Konto der Marke aus Maranello. Freunde der Marke Lamborghini hatten dagegen einen grandiosen Abend. Ein erdbeerfarbener Miura SV von 1971, der noch in der Fabrik auf die begehrte Jota-Konfiguration aufgebaut wurde, erzielte ein finales Gebot von 835.000 Euro. Dicht darauf folgte ein gelber Miura SV von 1972, der für 803.000 Euro den Besitzer wechselte. Auch der wunderbare Countach LP400 „Periscopo“ von 1975 erreichte mit 225.000 Euro ein respektables Ergebnis, während sich über die 122.000 Euro für den Islero GTS aus dem Roger-Moore-Film The Man Who Haunted Himself Verkäufer und Käufer gleichermaßen gefreut haben dürften.

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Überraschenderweise fand der Jaguar C-Type von 1952, den wir noch in der vergangenen Woche für eine Testfahrt entführt hatten, keinen Käufer. Jenseits von 2 Millionen Euro fehlten die nötigen Gebote. Deutlich unter dem Neupreis von 1,4 Millionen Euro blieb der Pagani Zonda R, Baujahr 2010, der für rund 930.000 Euro unter den Hammer kam. Mein persönlicher Favorit der Auktion war jedoch ein grüner Lancia Aurelia B20 GT Coupé von 1954, der für einen soliden Rallye-Einsatz restauriert worden war. Es ist eines dieser Autos, mit denen man viel anfangen kann, ohne sich über jeden kleinen Kratzer ärgern zu müssen. Mit 60.000 Euro kostete der Lancia zudem nur ein Fünfundfünfzigstel des Bond-Astons. Bitte nicht falsch verstehen: Ich wünsche Mr. Yeaggy viel Vergnügen mit dem Agenten-Aston – aber meine Wahl steht fest.

Alle Auktionsergebnisse finden Sie auf unserer englischen Website, Classic Driver UK.

Text: Steve Wakefield (aus dem Englischen von Jan Baedeker)
Fotos: RM Auctions


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