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Magazin

Christie’s in Le Mans 2006 - Vorschau

Die Spezialisten des britischen Auktionshauses Christie’s ziehen regelmäßig alle Register, um den Katalog ihrer Le Mans-Auktion mit dem Besten, was der Markt an klassischen Automobilen hergibt, zu füllen. Einige werden sich noch an den letzten Verkauf im Rahmen der Le Mans Classic 2004 erinnern, in dem Bentley-Modelle im Werte von mehreren Millionen Euro verkauft wurden. Dieses Mal steht ebenfalls ein Vertreter aus Cricklewood, dem früheren Firmensitz von Bentley, im Fokus der Sammler. Der 1931 gebaute „Blower“ 4 ½ Liter soll Preise zwischen 1.400.000 bis 1.800.000 Euro erzielen.

Für viele Enthusiasten sind die turbogeladenen Bentley das Paradebeispiel des britischen Automobilbaus der Vorkriegszeit. Diese Begeisterung führte dazu, dass es mittlerweile relativ viele, qualitativ hochwertige Nachbauten des 4 ½ Liter „Blower“ auf Basis anderer Bentley-Modelle aus dieser Epoche existieren. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Der von Christie’s angebotene „Blower“ ist einer von 55 jemals gefertigten Wagen, welche die Werkshallen in Cricklewood verließen. Diese ungewöhnliche Anzahl lässt sich folgendermaßen erklären: Am 24h-Rennen von Le Mans durften nur Serienfahrzeuge teilnehmen. In den Augen des Veranstalters musste ein Modell in einer Auflage von mindestens 50 Stück gebaut worden sein, um als solches anerkannt zu werden. So entstanden 50 Modelle in Le Mans-Spezifikation. Fünf weitere ließ sich der berühmte „Bentley Boy“ Henry „Tim“ Birkin für den Eigengebrauch anfertigen. Dieses Modell mit der Chassisnummer MS 3948 wurde ursprünglich mit einer Vanden Plus Drophead Coupé Karosserie ausgeliefert. Mitte der Sechzigerjahre wurde der Bentley auf die Le Mans Spezifikation umgebaut. Dieses Angebot bietet Sammlern die seltene Möglichkeit, in den Besitz einer Rarität zu gelangen.



Jaguar XK 120 Aluminium Roadster, Baujahr 1950 – 130.000-180.000 Euro


Porsche 962, Baujahr 1988 – 280.000-340.000 Euro


Austin Healey 100 / S, Baujahr 1955 – 280.000-340.000 Euro


Mercedes-Benz 300 SL Gullwing, Baujahr 1955 – 260.000-340.000 Euro

Ein weiterer geschichtsträchtiger Racer ist der Talbot-Lago T26C, Baujahr 1950. Hinter dem Volant des Werksrennwagens haben bereits Legenden wie Juan-Manuel Fangio, Louis Rosier und Georges Grignard gesessen. Mit diesem in „french blue“ lackierten, einsitzigen Rennwagen siegte Rosier bei der französischen Meisterschaft. Der Wagen mit der Chassisnummer 110051 ist ein gern gesehner Gast auf Veranstaltungen wie dem Goodwood Revival oder den historischen Rennen in Laguna Seca. Der Wert des Wagens liegt zwischen 600.000 bis 800.000 Euro. Ebenfalls von historischer Bedeutung ist der 1921 gebaute Sunbeam Grand Prix und Tourist Trophy. Er stammt aus der Pionierzeit des Rennsports, als Rennfahrer auch gleichzeitig Mechaniker waren und schnelles Fahren erst langsam an Popularität gewann. Die Preiserwartungen belaufen sich auf 600.000 bis 700.000 Euro.



Nicht vergessen werden dürfen der Maserati 4CM, mit dem Rennfahrer Johnny Lurani große Erfolge feierte. Der Preis liegt bei 300.000 bis 500.000 Euro. Den Abschluss unseres Rennreigens bildet der 1959 gebaute Lotus 15. Mit diesem Wagen verbinden die Piloten Derek Jolly und Graham Hill ein traumatisches Erlebnis auf der Rennstrecke von La Sarthe: Auf dem 7. Platz liegend viel der Motor des Lotus aus – das kurz vor Schluss, um 2 Uhr 35. Trauma hin oder her, dennoch wird der Wagen mit einer Erwartung von 270.000 bis 350.000 Euro taxiert.



Citroen DS 21 Cabriolet, Baujahr 1967 – 105.000-135.000 Euro


Alfa Romeo Giulietta Sprint Veloce, Baujahr 1957 – 80.000- 120.000 Euro


Lotus 15, Baujahr 1959 – 270.000-350.000 Euro


Jaguar SSI Special, Baujahr 1935 – 60.000 - 100.000 Euro

Obwohl man dem Maserati MC12 seine Rennsportgene ansieht, ist er als zugelassener Straßenwagen konzipiert worden. Für einen veranschlagten Preis von 500.000 bis 650.000 Euro erhält man einen Supersportwagen, der über mehr Leistung verfügt als ein Ferrari Enzo, dessen Preis aber deutlich darunter liegt. Interessant ist auch der schwarze Ferrari 512 BBi, Baujahr 1983, für geschätzte 50.000 bis 80.000 Euro. Der Prototyp des Porsche 924 Carrera GTS ruft alle Porsche-Sammler auf den Plan. Der in weiß lackierte und mit schwarzem Leder ausgestattete Zuffenhausener soll ebenfalls zwischen 50.000 und 80.000 Euro kosten.



Neben dem Bentley „Blower“ wird der 1972 gefertigte Ferrari 365GTB „Daytona“ Competizione Spyder im Mittelpunkt der Auktion stehen. Der ehemalige NART-Wagen geht mit einem Schätzpreis von 1.200.000 bis 1.400.000 Euro an den Start. Der auf dieser Versteigerung angebotene Daytona ist ein sehr seltenes Exemplar, dessen Design aus der Feder von Giovanni Michelotti stammt. Angetrieben wird der für Langstreckenrennen modifizierte Wagen von einem originalen GP IV Motor der dritten Serie mit einer Leistung von 485 PS. Im Jahr 1975 erteilte das North American Racing Team (NART) Michelotti den Auftrag, aus einem Straßen-Daytona einen Rennwagen für das 24h-Rennen von Le Mans zu entwerfen. Finanziert wurde dieses Projekt von dem Amerikaner Dan Ward. Leider kam der Ferrari niemals in Le Mans zum Renneinsatz, denn aufgrund unüberwindbarer Unstimmigkeiten zog NART das Auto 88 Minuten vor dem Start zurück.



Aktuell ist der Wagen als „schnelles“ Alltagsauto nutzbar und befindet sich in einem gepflegten Zustand. Glücklicherweise trägt er noch die Insignien seiner Rennhistorie: den leistungsgesteigerten Motor, den riesigen Tank und natürlich die außen verlaufenden Auspuffrohre. Man darf gespannt sein, mit welchem Ergebnis dieser „Über-Daytona“ aus dem Auktionsrennen hervorgehen wird.



Pescarolo C60 Judd – 600.000-900.000 Euro


Nachschlag! Als letztes Lot wurde der aktuelle Le Mans-Rennwagen des Teams von Henri Pescarolo eingeliefert. Der Pescarolo C60 Judd belegte bei der diesjährigen Ausgabe des Langstrecken-Klassikers den zweiten Platz. Pilotiert wurde er von S. Loeb, F. Montagny und E. Hilary. Die Preiserwartung liegt bei 600.000 bis 900.000 Euro.
Der Verkauf findet im Herzen der Rennstrecke von Le Mans, hinter dem Paddock statt. Auktionstag ist der 8. Juli 2006.

Alle Automobile dieser Auktion finden Sie im Classic Driver Automarkt.

Philip Kantor
Jan Lühn
33 Boulevard de Waterloo
1000 Brussels
Belgium

Tel: +32 2289 1330/33
[email protected]

Text: Steve Wakefield
Fotos: Christie's


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