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Magazin

BMW Roadster Generationen

Roadster Riege

Text: Mathias Paulokat
Fotos: Mathias Paulokat / BMW

Offene Zweisitzer haben bei BMW eine jahrzehntelange Tradition. Neben den M-Modellen, schnellen Coupés und Cabriolets machen die Roadster die sportlichen Gene der Marke aus. Classic Driver präsentiert anlässlich der Vorstellung des neuen BMW Z4 die wichtigsten weiß-blauen Roadster in einem Klassiker-Brevier: vom BMW 319/1 über die legendären BMW 328 und BMW 507 Roadster hin zu den Neo-Klassikern BMW Z1 und BMW Z8.

Das Motto ist eindeutig; damals wie heute: „A roadster is about freedom and joy“, sagt Adrian van Hooydonk, Design-Chef von BMW. Zu gut deutsch: ein Roadster vermittelt Freiheit und Vergnügen. Dieses Credo macht die Essenz der offenen Fahrfreude in einem Zweisitzer von BMW aus. Entsprechend stand die Vorgabe, neben allen technischen Auflagen, für den neuen BMW Z4 Roadster auch ganz weit oben in dessen Pflichtenheft. Das ist nur folgerichtig.

Denn der Ursprung dieser Maxime geht über 70 Jahre zurück. In den dreißiger Jahren waren es „Fastbacks“ vom Schlage eines BMW 319/1, die Automobilfreunden den Atem verschlugen. „Freiheit“ und „Vergnügen“ bildeten ein leicht entflammbares Gemisch automobiler Begehrlichkeit, welches BMW nach dem Dixi zur neuen Marken-Aura verhalf. Der kleine Roadster, erstmals 1934 vorgestellt, zeigte schon damals typische BMW-Roadster-Proportionen wie einen langen Vorderwagen, weit an die Kanten gestellte Radpaare und eine Sitzposition knapp vor der Hinterachse.

Mit seinem 1,9-Liter Motor erreichte der BMW 319/1 ansehnliche 135 km/h Höchstgeschwindigkeit. Ausreichend, um im internationalen Motorsport in der Prestige-trächtigen 2,0-Liter Klasse mit großem Erfolg teilzunehmen. 55 PS-Motorleistung genügten in jener Zeit, um nennenswerte Siege zu erzielen und den Grundstein für eine faszinierende Ahnenreihe zu setzen.

Absolute Legenden: BMW 328 und BMW 507

Vom BMW 319/1 (315/1) wurden insgesamt nur 178 Fahrzeuge hergestellt. Die Wachablösung erfolgte 1936 in Gestalt des optisch erwachsener wirkenden BMW 328. Und der trumpfte in der Motorsport-Szene stante pede mächtig auf. Gleich beim ersten Rennen fuhr er den Sieg nach Hause – im Juni 1936 im Eifelrennen. Und er setzte den Triumphzug konsequent fort. Bis 1940 errangen BMW 328 Roadster über 200 Große Preise. Das lag auch an dem formidablen Aggregat, welches unter den Flügelhauben des 328 wirkte. Verbaut wurde hier ein Reihen-Sechszylinder, der mit Aluminium-Kopf und aufwendiger Ventilsteuerung über 80 PS Leistung zu Tage brachte. So ausgerüstet, liefen BMW 328 Roadster über 150 km/h in der Spitze. 464 Exemplare dieser absoluten Roadsterlegende sollen die Werkstore verlassen haben. Gute Exemplare erzielen heute Kaufpreise von einer halben Million Euro. Sie sind das Sinnbild des klassischen Ur-Roadsters von BMW.

Zeitsprung in das Jahr 1955. Dort begegnet uns die nächste Legende. Und was für eine: Der perfekt ausgewogene BMW 507 zählt nicht nur für Freunde der Marke zu den schönsten Fahrzeugen der Welt. Zu Recht, denn es handelt sich fraglos um eine Ikone. Was für Mercedes-Benz der 300 SL Roadster, für Porsche der Speedster, ist für BMW der rassig und doch elegante 507 Roadster nach dem Entwurf von Graf Albrecht Goertz.

BMW präsentierte den potenten Sportwagen im September 1955 im Rahmen der 37. Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt. Die technische Basis lieferte die barocke BMW 502 Limousine. Das Design des 507 indes zeigt die reine Roadster-Lehre: gestreckte und flache Silhouette, langer Vorderwagen, nach hinten gerücktes Cockpit, knackiges Heck. Unter der Haube spielt sich Standesgemäßes ab: Erstmals kam ein V8-Motor mit 3,2 Liter Hubraum zum Einsatz. Die Leistung des Achtzylinder-Triebwerks erreichte 150 PS. Mit langer Übersetzung erreichte der BMW 507 eine Endgeschwindigkeit von 220 km/h. Bis heute zählt das Fahrerlebnis in einem BMW 507 Roadster - beispielsweise bei einer Ausgabe der historischen Mille Miglia - zu den großen und genussreichen Erfahrungen im Leben eines Automobil-Enthusiasten.

Seiner Zeit voraus: BMW Z1

Der Coup: Es sollte bis zum Jahr 2000 dauern, bis der BMW 507 in Gestalt des BMW Z8 eine geniale Neu-Interpretation erlebte. Zahlreiche Stilelemente finden sich in dem BMW-Millenium Roadster wieder, der wie sein Vorgänger auf Anhieb Kultstatus erlangte. Zuvor jedoch fuhr ein anderer Roadster bei den Händlern vor. Ein Roadster, der bis heute verstanden werden will: der BMW Z1.

Dieser BMW erschließt sich auf den zweiten Blick als ultimative Offen-Fahrmaschine: kurzer Radstand, versenkbare Türen, ein Monocoque aus Stahl, verkleidet mit leichter Kunststoff-Karosserie und der seidig drehende 2,5-Liter Motor aus dem BMW 325i mit 170 PS Output definierten die Roadster-Lehre in den achtziger Jahren neu. Heute sind BMW Z1 Roadster gesuchte Liebhaberobjekte – jedoch noch immer bezahlbar. Die Preise für sehr gute Fahrzeuge mit geringer Laufleistung liegen - grob gesagt – ungefähr auf dem Niveau eines neuen Z4 Roadsters. Wer eine noch junge BMW Roadster-Rarität sucht, die kompromisslos auf Fahrspaß ausgelegt ist, wird in dem Z1 Roadster fündig.

40 Jahre nach Erstvorstellung des BMW 507 kann das Jahr 1995 bei BMW als Jahr der Demokratisierung des Roadsters gelten. Denn vor nun schon bald 15 Jahren präsentierten die Bayern den BMW Z3, der aufgrund seiner sportlich klassischen Silhouette, dem für seine Zeit durchaus mutigen und doch schlüssigen Design sofort in aller Munde war. Dynamisches Handling war hier eine der bestimmenden Vorgaben. Dazu trägt bis heute die recht breite Vorderachse aus der seinerzeit aktuellen 3er Serie bei. Hinten sorgt eine Halblenker Achse aus dem 3er Compact für eine insgesamt Platz sparende Konstruktion, die zudem die agilen Roadster-Tugenden unterstützt.

Spaß-Roadster BMW Z3 und Ikone BMW Z8

Classic Driver Empfehlung: Halten Sie nach einem der überaus potenten BMW Z3 M-Roadster Ausschau. Diese sehr knackigen Fahrzeuge sind absolute Sportgeräte mit dem grandiosen M3-Motor im Bug. Diese Sechszylinder-Drehmaschinen sorgen nicht nur für fulminanten Sound und drehen dabei unglaublich willig hoch, sie entfalten auch einen enormen Leistungsschub, der sich in katapultartige Beschleunigung entlädt und hohe Endgeschwindigkeiten jenseits von 250 km/h beschert. Das Dach sollten Sie dabei besser geschlossen halten.

Die neuzeitliche Krönung der BMW Roadster-Riege ist definitiv der begehrenswerte BMW Z8, bei dessen Konstruktion ausgiebig mit Aluminium gearbeitet wurde: Das gesamte Blechkleid ist aus dem nichtrostenden Leichtmetall. Der potente V8-Motor spendierte ab Werk rund 400 PS Leistung, die für Beschleunigungswerte für den Standardsprint von 0 auf 100 km/h in unter fünf Sekunden sorgte. Der BMW blieb ein rarer Roadster, der heute als Gebrauchtwagen im Schnitt 100.000 Euro erzielt. Fehlerfreie Fahrzeuge mit geringer Laufleistung und einwandfreier Historie sollten eine solide Wertanlage „made by BMW“ darstellen. Der erste BMW Z4 hingegen ist wiederum für jedermann erschwinglich geworden. Er ist ein puristischer Roadster, der deutlich spitzer als sein aktueller Nachfolger ausgelegt ist. Wenn man so will, spiegeln sich in ihm die Fahrtugenden eines BMW Z1 wider.

Mit dem neuen BMW Z4 schließt sich der Kreis: Freiheit und Vergnügen. Er bietet bei BMW-Roadstern erstmals ein voll-automatisiertes Klappdach aus Metall und ist in der Grundabstimmung wiederum deutlich komfortorientierter ausgelegt. Wer sucht, findet im aktuellen Z4 die Eleganz eines BMW 507, den Spaßfaktor eines Z3 und Designmerkmale des BMW Z8 – vereint mit dem neuesten Stand der Motor- und Fahrwerkstechnik von BMW. Das hat einiges für sich: auch aus diesem historischen Blickwinkel steht der neue Z4 somit für einen vielversprechenden Generationswechsel, ähnlich wie der aktuelle BMW M3 die sportliche 3er-Serie in die Gegenwart lenkte.