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Magazin

Porsche 356 Coupé

Stuttgarter Sportprogramm

Textn & Fotos: Mathias Paulokat

Vor 60 Jahren wurde der erste Porsche Sportwagen gebaut. Mit dem 356 nahm die Ära ihren Anfang. Wir feiern das Jubiläum mit einem Klassiker: Chassis Nummer 5047 aus dem Jahr 1950 – es handelt sich hierbei um das weltweit älteste noch existierende Coupé der Baureihe 356 aus der Stuttgarter Produktion – heute Bestandteil der Hamburger Sammlung Prototyp. Classic Driver ging der Entstehungsgeschichte des Ur-Porsche nach, stöberte in Archiven und Zeitdokumenten, stieß auf Gesprächsnotizen von Prof. Ferry Porsche und setzte das tiefschwarz glänzende Coupé im Hamburger Speicher ins rechte Licht.

Thomas König und Oliver Schmidt haben in ihrer Prototyp Sammlung eine ganze Reihe besonderer Porsche-Fahrzeuge. Angefangen vom Porsche 356 Gmünd von 1949 bis hin zu einem neuen Porsche 911 GT3 RS. Eine ausgesprochene Rarität ist allerdings auch das schwarze Coupé, welches damals noch Limousine genannt wurde. Aus historischer Sicht handelt es sich hierbei um einen Porsche 356 Vor-A Coupé aus dem Baujahr 1950. Die beiden Macher berichten: „1950 zog die damals noch sehr kleine Firma Porsche von Österreich zurück in ihre Vorkriegsheimat Stuttgart-Zuffenhausen. Kaum angekommen, entschieden sich die Ingenieure für eine weitere Auflage der im österreichischen Gmünd begonnenen 356er-Serie.“ Die Fahrzeuge hießen so, weil sie tatsächlich der 356. Konstruktionsentwurf der Firma gewesen sind. Die Baureihe wurde von 1948 bis 1965 in verschiedenen Evolutions- und Ausbaustufen mit rund 80.000 Fahrzeugen produziert.

Zwischen einigen Dutzend bis wenigen hundert Fahrzeugen sollen aus der Gmünder Zeit hervor gegangen sein, so genau wisse man es jedoch nicht. „Am Gründonnerstag lief dann das erste Stuttgarter 356er Coupé vom Band.“ Der Wagen aus der Prototyp Sammlung trägt die Chassis-Nummer 5047. Es handelt sich hierbei nach Angaben von Prototyp um das weltweit älteste Coupé des Klassikers aus der bis heute fortwährenden Stuttgarter Ära. König und Schmidt erzählen: „Am 4. August 1950 wurde unser 356 an den Berliner Porsche-Händler Eduard Winter geliefert. Der verkaufte den kleinen Sportwagen an einen amerikanischen Schriftsteller, der wiederum das Fahrzeug in seine Heimat, die USA, überführte.“ Auf Um- und Irrwegen gelangte das schwarze Coupé schließlich in die sorgenden Sammlerhände der beiden Hamburger. Die restaurierten den Porsche mit dem quirligen 1,1 Liter Hubraum Vierzylinder Boxermotor behutsam von Grund auf. Die aufwendige Lackierung mit einem Mehrschicht Nitrolack applizierte ein Künstler auf das aparte Blechkleid. Und heute erstrahlt der Wagen in der Sammlung Prototyp so wie im Entstehungsjahr 1950, in schwarzem Tiefenglanz.

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Einer macht den Anfang

Wie fing es damals eigentlich an – mit Porsche Sportwagen? Bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts arbeitete Prof. Dr. Ferdinand Porsche sehr erfolgreich für die aufblühende europäische Automobilproduktion. Für Daimler-Benz in Untertürkheim entwickelte Porsche intensiv an Kompressormotoren. Dem legendären Mercedes SSK gab er den letzten Schliff. 1931 gründete er die „Dr. Ing. h.c. Ferdinand Porsche GmbH“ und ließ sie im Handelsregister Stuttgart eintragen. Gegenstand der Unternehmung: Konstruktion und Beratung für Motoren- und Fahrzeugbau. Die Aufträge folgten prompt. Auto Union, Daimler, NSU, Steyr, Wanderer und Zündapp zählten zu den Kunden. Höhepunkt dieser Epoche ist der berühmte „Volkswagen“, der erst nach dem Krieg seine weltweite Popularität als „VW Käfer“ erlangte. Doch der Krieg setzte auch dem Konstruktionsbüro zu. Im November 1944 wurde die Firma auf höchsten Befehl ins Exil geschickt und musste nach Gmünd in Kärnten / Österreich in ein altes Sägewerk umziehen.

Porsches Sohn, der ebenfalls Ferdinand hieß, aber nur „Ferry“ gerufen wurde, besann sich der Idee, auf Basis des Volkswagen einen offenen Sportwagen mit zwei Sitzen, den „Porsche“ zu bauen. Vom 17. Juli 1947 stammt die erste Zeichnung für den Urahn aller Porsche Sportwagen. Sie basierten auf dem Typ 60K10. Diese Fahrzeuge waren im Frühjahr 1939 für die Fernfahrt Berlin-Rom konstruiert worden, kamen aufgrund des zweiten Weltkriegs aber nie zum ihnen zugedachten Einsatz. In Gmünd entstanden von 1948 bis 1951 die ersten Fahrzeuge des 356 als Cabriolet und als Coupé/Limousine – heute sind beide Varianten unbezahlbare Raritäten. Porsche-Mann Erwin Komenda und Karosserie Spezialist Friedrich Weber fertigten den neuen Leichtsportler aus von Hand gedengelten Aluminiumblechen: Chassisnummer 356-001 wog 595 Kilogramm, hatte einen modifizierten 1.131 ccm Motor aus einem VW, der 35 PS leistete. Damit war das Fahrzeug beachtliche 135 km/h schnell. Aber noch nicht reif für die Serie.

Legendär zu Lebzeiten

Denn der von Cisitalia aus Turin inspirierte Röhrenrahmen war zu teuer und das Mittelmotorkonzept beanspruchte zuviel Platz. Also drehte Porsche die Baugruppe aus Motor und Getriebe wieder um 180 Grad. Statt Röhrenrahmen baute der Zweisitzer auf einer dank pfiffiger Konstruktion beachtlich steifen Bodenplatte. Die Straßenzulassung erhielt Nummer 356/2-001 am 7. August 1948 in Klagenfurt. Im Winter desselben Jahres startete die beschauliche Serienproduktion. Im Februar 1949 kam ein Cabriolet hinzu und beide Typen wurden auf dem Genfer Salon im März desselben Jahres der Öffentlichkeit präsentiert. Petermax Müller, Raffay in Hamburg, Fritz Hahn in Stuttgart und Glöckler in Frankfurt bezogen die ersten Fahrzeuge.

Porsche setzte beim 356 von Anbeginn auf das Leistungsgewicht. Ziel war es, die optimale Leistung über Gewichtseinsparung und nicht über die Motorstärke zu holen, wie Ferry Porsche später erklärte. Noch im selben Jahr wurde daher auch das Motorkonzept leicht geändert. Ab November wurden Boxermotoren mit nur 1.086 ccm verbaut. Mit modifizierten Zylinderköpfen änderte Porsche den Wirkungsgrad der Aggregate. 40 PS beflügelten den Porsche nun bis zu 140 km/h. So konzipiert konnten die Sportwagen in der 1,1 Liter Klasse an Wettbewerben teilnehmen. Und das taten sie mit großem Erfolg: Klassensiege der 356er Rennversion in den Jahren 1951 und 1952 in Le Mans sind bis heute unvergessen.

Der Grundstein zum Welterfolg

Das Interesse nach der Automesse in Genf war groß. Der Verkauf des 356 entwickelte sich schwunghaft. Und zurück in Stuttgart konnte man nun auch von einer Serienfertigung als von einer improvisierten Manufaktur sprechen. Der 356 von König und Schmidt aus dem Prototyp-Bestand hat eine Karosserie der Firma Reutter aus Stuttgart. Die Frontscheibe ist bei diesem Modell noch geteilt. Innen gibt es bereits einigen Komfort: Neben den beiden großen Rundinstrumenten für Geschwindigkeit und Motordrehzahl gibt es links auch eine Temperaturanzeige für das Motoröl und in der Mitte des Armaturenbretts sitzt sogar ein Radio von Blaupunkt. Auch Heizung und Leselampe sind an Bord. Die Dreh- und Zugschalter sind aus elegant wirkendem weißem Kunststoff gefertigt, genauso wie das recht große Lenkrad mit separatem Hupkranz. Das Zündschloss sitzt auch beim 1950er Porsche typischerweise links vom Lenkrad. Die Polster sind in Stoff ausgeführt, zum lackierten Blech gesellen sich Holzzierleisten auf den Türoberkanten.

Das 356er Modell wurde fortan ausgebaut. Der 1,1 Liter Motor wich einem Aggregat mit 1,3 Liter, dann 1,6 Liter Hubraum. Später kam ein Viernockenwellen-Motor mit 1,5 Liter und sogar 2,0 Liter Hubraum hinzu. Damit lief der Wagen Anfang der Sechzigerjahre rund 200 km/h in der Spitze. Doch er hatte ein wesentliches Manko: das Platzangebot war vielen Kunden zu gering. Und so ersann Porsche den Nachfolger, den die Firma 1963 erstmals auf der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt am Main zeigte. Dieser Wagen trägt die bis heute wohl berühmtesten Ziffern am Heck eines Porsche: 911.

Fotogalerie

Porsche 356 Coupé Porsche 356 Coupé
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