Auf Frank M. Rinderknecht ist Verlass. Auch in diesem Jahr entzündet der Schweizer Auto-Experimentalist auf dem Genfer Salon ein Licht im ewigen Dunkel der formalen Einheitlichkeit. Unter dem Motto „Zen und die Kunst, einen Carrera zu verglasen“ und in Zusammenarbeit mit Bayer MaterialScience und Svarowski haben seine Design-Jünger den Kristall-und Kunststoff-Porsche für eine bessere Welt von Morgen kreiert.
Ganz weltlich betrachtet ist der Rinspeed za-Zen auf dem aktuellen Porsche 911 Carrera S begründet, dessen 3,8-Liter-Boxermotor mit 355 PS auch unverändert in die Studie übernommen wurde. Geradezu revolutionär ist dagegen das transparente Panoramadach und die Werkstoffe, aus denen es geschaffen wurde. Der von der Forschungsgruppe Bayer MaterialScience entworfene Spezial-Kunststoff, das Polycarbonat Makrolon, ist weitaus leichter als Glas und nahezu grenzenlos formbar. Sollte man doch einmal genug haben von Rund-um-Blick und neugierigen Blicken, wird das eben noch durchsichtige Hardtop auf Knopfdruck milchig-trüb. Für die dritte Bremsleuchte kommt das Kunststoff-Kuppeldach zudem als holografische Leuchtfläche zum Einsatz.
Eine gewisse Signalwirkung lässt sich auch dem Farbton Mango-Orange bescheinigen, in den Rinspeed die 20-Zoll-Felgen und das Cockpit getaucht hat. Ein leuchtenderes Orange haben selbst die Kleiderfärber des Dalai-Lama nicht auf der Palette. Die weitaus komplexere Farbe entdeckt man allerdings erst auf den zweiten Blick: Die Karosserie Rinspeed zaZen ist nämlich nicht weiß, sondern in einen mineralischen Farbton auf Basis der Bayer-Lackstoffe Desmodur und Desmophen gehüllt, mit Millionen kleiner Swarovski-Kristalle wie von Pulverschnee überzogen und durch einen selbstheilenden Polyurethan-Klarlack vor Kratzern und Schrammen geschützt. Den „Crystal Skin“-Effekt verstärken die zusätzlichen Svarowski-Apllikationen an den Leuchtelementen und die ins Unendliche zu verlaufen scheinende Heckzierblende.
Im Interieur liegt man in leuchtenden Recaro-Sitzschalen, die ebenfalls aus Makrolon gefertigt und mit Technogel-Polstern bezogen sind. Um während der Fahrt nicht sofort in andere Sphären zu entschweben, sorgen Lederbezüge und Plantagenholz-Applikationen weiterhin für einen dünnen Draht zur weltlich-bodenständigen Existenz. Und weil Frank M. Rinderknecht momentan nicht nur John Lennon und die buddhistische Lehre, sondern auch die Umwelt mag, gibt es den Rinspeed zaZen bald auch mit freundlichem Erdgas-Antrieb. Vorausgesetzt natürlich, die Besucher in Genf verwehren sich nicht der großen Erkenntnis und malen ein Kreuz auf dem Bestellschein.
Text: Jan Baedeker
Fotos: Rinspeed
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