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Fünf Fragen an: Sir Stirling Moss, Rennfahrerlegende

Fünf Fragen an: Sir Stirling Moss, Rennfahrerlegende

Er zählt zweifelsohne zu den lebenden Legenden des historischen Motorsports: Sir Stirling Moss. Classic Driver sprach mit dem mittlerweile 82-jährigen Gentleman Driver am Rande der Pressekonferenz zum Auftakt von Jaguar Heritage Racing im Royal Automobile Club von London.

Sir Stirling, was macht für Sie die Faszination der Marke Jaguar aus?

Ich kam sehr früh zu Jaguar, und wir hatten eine großartige Zeit zusammen. Wir haben zusammen die Scheibenbremse für Rennfahrzeuge entwickelt – das war fantastisch. Jaguar war mit dieser Technik damals weltweit führend. Und wie Sie wissen, hat Jaguar das System nicht nur zur Serienreife gebracht, sondern auch beachtliche Erfolge erzielt. Ohne das damalige Projekt mit Dunlop wäre die Scheibenbremse - heute ein wichtiges Sicherheitsmerkmal bei jedem Automobil - wohl kaum so schnell in die Serienproduktion von Automobilen gelangt. Die Scheibenbremse war in der Luftfahrt bereits bekannt und für ihre besonderen Verzögerungswerte angesehen. 1952 hat Jaguar sie dann beim C-Type verbaut. Ich selbst habe den C-Type mit Scheibenbremsen 1952 bei der Mille Miglia gefahren - das war ein Abenteuer, sage ich Ihnen. 1953 folgte der großartige Sieg in Le Mans.

Wir wollen nicht vergessen, dass Sie selbst bereits 1951 einen Rekord in Le Mans einfuhren. Doch reden wir über klassische Jaguar Fahrzeuge. Welches ist Ihr Favorit und warum?

Nun, ich denke das ist der XK 120 aus dem Jahr 1950, welcher Leslie Johnson gehörte. Ich glaube JWK 651 war das Kennzeichen von diesem für die Straße zugelassenen OTS Roadster. Ein fantastisches Auto. Unheimlich zuverlässig und hart im Nehmen. Wir gingen damit im Autodrome de Montlhéry bei Paris an den Start und erreichten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 100 mph ...

...107,46 mph inklusive der Stopps für Reifenwechsel und zum Tanken?

Richtig! Das war das erste Mal, das ein Serienwagen 24 Stunden lang über 100 mph fuhr – ein Weltrekord. Wir haben uns damals alle drei Stunden am Steuer abgewechselt und über 2.500 Meilen zurückgelegt. Die schnellste Runde lag bei rund 125 mph, bedenken Sie, das sind über 200 km/h. Und: Der Track war grausam. Der Jaguar hielt, doch die Stoßdämpfer gingen dabei drauf. Ganz klar: Dieser Jaguar ist mein Favorit.

Gehen wir es etwas ruhiger an, Sir Stirling. Wenn man heute eine besondere Weekend-Tour unternehmen möchten, welche Route empfehlen Sie da?

Ha, einfach nur durch die Gegend cruisen ist nicht mein Ding. Ich bin Rennfahrer und das mit jeder Faser, ein Heizer. Aber wenn ich eine Route empfehlen sollte, dann würde ich Richtung Norden fahren. Nach Schottland. Dort finden Sie fantastische Strecken und Straßen, die einfach richtig viel Freude bereiten und die man auch sehr schnell fahren kann. Und wenn die Zeit für eine Schottland-Tour nicht reicht, fahren Sie von London einfach nach Westen raus – Richtung Bristol oder Wales. Auch hier gibt es fantastische Strecken.

Fünf Fragen an: Sir Stirling Moss, Rennfahrerlegende

Gut, setzen wir noch einen drauf: Gesetzt, Sie müssten diese Strecken mit einem klassischen Wagen fahren, welchen würden Sie nehmen?

Also, ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass ein Klassiker für den Alltagseinsatz eine gute Wahl ist – die Technik ist bei vielen Fahrzeugen einfach nicht mehr up to date. Doch müsste ich wählen, dann würde ich sicher ein Auto mit Scheibenbremsen nehmen, soviel steht fest. Also wieder den XK 120. Ansonsten? Nun es kommt auf den Einsatz an. Ich denke, ein klassischer Porsche ist auch eine gute Wahl.

Blicken wir auf das Oldtimerjahr 2012: Wo werden wir Sir Stirling Moss im Einsatz erleben können?

Ich freue mich schon auf die Ennstal Classic in Österreich. Vorausgesetzt, ich bleibe gesund, werde ich hinter dem Steuer gerne teilnehmen. Dann steht im Herbst das Goodwood Revival Meeting an. Die Mille Miglia allerdings ist leider nichts mehr für mich. Die Zeit ist vorbei – für mich ist das ok, denn ich war da früher doch einigermaßen erfolgreich.

Interview: Mathias Paulokat
Fotos: Rainer Schlegelmilch (www.schlegelmilch.com) / Jaguar