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Mythos zu Besuch: Ferrari im Pantheon Basel

Mythos zu Besuch: Ferrari im Pantheon Basel

Als 1946 der erste Zwölfzylindermotor von Ferrari zum Leben erwachte, begann die Geschichte einer legendären Marke, die seither die Herzen der Automobilisti beschleunigt. Das Pantheon Basel huldigt dem Cavallino Rampante mit einer Ausstellung, die 40 der schönsten Renn- und Straßenwagen der Scuderia aus Maranello präsentiert.

Die kalte Jahreszeit ist der ideale Zeitpunkt, um Sportwagen zu zeigen, die lieber auf Tempo-freundlichem Asphalt als auf Schnee und Eis fahren. Zumal sich die 40 Prachtstücke, die Stephan Musfeld und sein Team für die Ferrari-Schau im Pantheon aufgefahren haben, alle in Privatbesitz befinden. Sie dämmern nicht unbewegt in einem Museum vor sich hin, sondern harren im temperierten Raum auf den nächsten Ausflug. Für den Gründer des Forums für Oldtimer in Muttenz bei Basel ist es die neunte Ausstellung seit der Eröffnung des runden, spektakulären Pantheon-Komplexes in 2008. Und vermutlich auch die mit den wertvollsten Exponaten. Für sie wurde auf der obersten Etage der lichten Rotunde Platz geschaffen; ihr Wert entspricht in etwa einer kleinen, feinen Werkschau mit Bildern von Leonardo da Vinci.

Mythos zu Besuch: Ferrari im Pantheon Basel
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Allein für den 250 GTO Berlinetta Serie 1, zwischen 1962 und 1964 nur 36 Mal gebaut, sollte man bei Bonhams oder Sotheby's bereit sein, einen inzwischen zweistelligen Millionenbetrag zu investieren. Doch dieser von Bizzarini gezeichnete und von Scaglietti aus Blech geformte 3-Liter V12-Solitär, der noch bis Ende 1964 im Renneinsatz war, gehört einem glücklichen deutschen Ferrari-Sammler seit nunmehr 35 Jahren. Wer würde denn seinen da Vinci hergeben, wer seine Ikone des Automobilbaus?

Mythos zu Besuch: Ferrari im Pantheon Basel
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Besonders stolz ist man im Pantheon, dass aus Maranellos exklusiver GTO-Familie drei Exponate zusammengeführt werden konnten. Neben dem immer wieder beeindruckenden Ur-GTO sind das der 288 GTO, der von 1984 bis 1985 gebaut wurde, und der 599 GTO, der erst vor zwei Jahren auf die Straße losgelassen wurde. Die beiden neueren Modelle wurden von Pininfarina entworfen. Blickt man auf diese Ahnenreihe, erkennt man, wie sehr unsere Vorstellung von kompromissloser Performance wandelbar und vom leidenschaftlichen Entwurf eines Designers in seiner Zeit geprägt ist. War die Serie 1 noch ein schlanker Torpedo mit winzigem Kühlergrill für das springende Pferd, trumpft der 288 kantig und aggressiv auf. Der 599 entwickelte schon wieder rundere Formen – dafür mit raumgreifender, breiter Präsenz und langgezogener Haube.

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Geradezu filigran reduziert wirkt dagegen der kleine Star der Schau, der 166 Spyder Corsa, welcher gleich neben dem Formel-1-Rennwagen von 1975 steht. Doch er besitzt den Seltenheitswert einer Blauen Mauritius: 1949 als Allererster gebaut, verlies er mit einem 2-Liter-V12 ausgestattet sofort das Werk in Richtung Rennstrecken. Nachdem er mehrfach den Besitzer wechselte, unter anderem eine offene Sportwagenkarosserie übergestülpt und den Motor eines 250 GT Lusso implantiert bekam, hat ihn der heutige Besitzer in mühevoller Recherche komplett mit Karosserie und Originalmotor wieder aufbauen lassen.

Der 250 GT Lusso Berlinetta ist neben dem Veteran ebenfalls zu bewundern. Zusammen mit anderen Sportwagen aus dieser Traumfabrik, die gerade in den späten fünfziger und sechziger Jahren offenbar die schönsten Entwürfe von Pininfarina auf den Leib geschneidert bekamen. Zum Beispiel der 275 GTB/4 S Nart Spyder von 1967 an dessen Steuer Steve McQueen durch den Film Thomas Crown ist nicht zu fassen pilotierte. Die Ideen, aus dem Berlinetta-Modell einen offenen Ferrari zu schneiden, ist dem damaligen amerikanischen Importeur zu verdanken. Ein weiterer Roadster, dem trotz seiner 280 PS ein Hauch von Dolce Vita umwehte, war der 250 California Spider „Passo Lungo“ mit einem 2,6 Meter langen Radstand (LWD), der ab 1957 – auch mit kürzerem Radstand – nur 50 Mal gebaut wurde.

Mythos zu Besuch: Ferrari im Pantheon Basel
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Eine weiterer Akzent dieser besonderen Ausstellung sind die Bilder des Stuttgarter Fotografen Günther Raupp, der seit 28 Jahren für die weltweite Fangemeinde den offiziellen limitierten Ferrari-Kalender gestaltet. Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter und sehr informativer Katalog erschienen, der nicht nur Sammler begeistern dürfte.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 8. April 2012. Weitere Informationen finden sich unter pantheonbasel.ch.

Text: Alexandra Felts
Fotos:© Urs Gautschi, Basel