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Fünf Fragen an: Rauno Aaltonen

Die akribischen Vorbereitungen vor jedem Rallyestart brachten dem legendären Rennfahrer Rauno Aaltonen den Beinamen „Rallyeprofessor“ ein. Auch heute sitzt der 73-jährige Finne am liebsten hinter dem Steuer. Classic Driver traf Rauno Aaltonen nach seiner Teilnahme in einem Mini Cooper bei der Rallye Monte Carlo Historique, dessen historische Vorgabe er 1967 in einem Mini gewann.

Herr Aaltonen, man nennt Sie den „Rallyeprofessor“. Welche fahrerischen Eigenschaften muss man beherrschen, um sich diesen Titel zu verdienen?

Das ist eine schwierige Frage. Um generell bei einer Rallye gut zu fahren, braucht es absolute Konzentration. Damit der Körper dieser mentalen Belastung standhalten kann, muss man zuerst elementare Dinge beachten: Was darf man vor einer Rallye Essen und Trinken, wie viel Schlaf brauchtman? Nur wenn man diese grundsätzlichen Dinge beachtet, kann der Körper während einer Rallye funktionieren. Getreu dem Motto Mens sana in corpore sano. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die mentale Einstellung. Man muss sein Ziel klar vor Augen haben, darf aber nicht überambitioniert an die Sache herangehen.

Seit einigen Jahren geben Sie Ihr fahrerisches Wissen an Lernwillige in Ihrer eigenen Rallyeschule in Finnland weiter. Wer kommt zu Ihnen in den Norden?

Zu uns kommen ganz verschiedene Menschen zum Lernen. Wir haben die Hobby-Rallyefahrer, die sich einem Traum im semiprofessionellen Rallyesport erfüllen möchten, oder auch junge Talente, die später professionell in den Rallyesport einsteigen möchten. Neben den sportlich ambitionierten, kommen aber ganz normale Menschen aus aller Welt, die der Meinung sind, dass man mit mehr Sicherheit auch mehr Spaß am Fahren haben kann. Ich würde sagen, unser Training ist kein reines Wintertraining, bei uns lernt man die Fahrzeugbeherrschung in allen Situationen.

Wie erklären Sie sich, dass gerade die Finnen so erfolgreich im Motorsport sind?

Hierzu muss man ein wenig unseren kulturellen Hintergrund verstehen: Finnland ist in den letzten 350 Jahren 35 Mal von Russland attackiert worden. Um sich auch in den weitverstreuten Dörfern verteidigen zu können, konnte früher jeder finnische Mann mit allen möglichen tragbaren Waffe umgehen. Heute ist die Bedrohung nicht mehr vorhanden, aber wir sind Einzelkämpfer geblieben, das liegt an unseren Genen. Deshalb sind wir in Einmann-Disziplinen wie dem Motorsport oder Skisport sehr gut, allerdings ist Mannschaftssport nicht unbedingt unsere Stärke.

Ihr Rallye-Kollege Paddy Hopkirk hat beim Zieleinlauf der Rallye Monte Carlo Historique gesagt, dass Sie immer noch so fit erscheinen wie vor vierzig Jahren. Hält Sie der Motorsport geistig und körperlich jung?

Nicht unbedingt körperlich aber geistig schon. Und damit mein Geist nicht meinen Körper überholt achte ich sehr auf meine Ernährung und Bewege mich sehr viel. Allerdings betreibe ich keine regelmäßigen Gymnastikübungen, da mich so etwas geistig einschränkt. Und der Kopf muss frei sein!

Was ist Ihr größter Traum

Noch möglichst lange hinter dem Steuer zu sitzen und zu fahren!

Interview: J. Philip Rathgen


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