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Grand Prix de Monaco: Historie im Zeitraffer

Monaco. Ein mondäner und spektakulärer Ort, um Motorsport-Geschichte zu schreiben. Classic Driver skizziert die wichtigsten Daten und Ereignisse aus den frühen von insgesamt über sieben Jahrzehnten Grand Prix Historie. Dabei wird klar: Die Faszination von heute wurzelt in der Vergangenheit, grandiosen Siegen und tief empfundener Begeisterung für den historischen Motorsport.

Wie kann man eigentlich so verrückt sein: Einen Motorsport Grand Prix in Monaco auszurichten, wo man doch schon kaum mit dem normalen Fahrzeug durch das Fürstentum kommt? Zugegeben, die Frage ist mehr als berechtigt. Sie stellt sich heute für erstmalige GP-Besucher wie auch schon vor über 70 Jahren dem internationalen Rennausschuss. So gewunden sind die Straßen, eng die Kurven, spitz die Kehren, so steil die Anstiege und stark die Gefälle. Ein Grand Prix scheint hier ganz eindeutig vom Geist des Unmöglichen beseelt. Nun, das stimmt – genau darin gründet der Mythos von Monaco.

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Alexander Noghes, Präsident des angesehenen Automobilclubs von Monaco, kurz ACM, hatte 1925 das Bestreben, einen Grand Prix nach internationalem Reglement auszutragen. Doch die Kommission in Paris wies das Ersuchen entschieden zurück. Man könne innerhalb des kleinen Fürstentums keinen GP veranstalten. Unmögliches ginge nun mal nicht – so die Begründung. Doch Antony Noghes, Sohn des Club-Präsidenten und Veranstalter der berühmten Rallye Monte-Carlo, ließ nicht locker. „Wir werden unseren Grand Prix dennoch haben“, gab er trotzig zu Protokoll. Und tatsächlich: Am 13. Oktober 1928 wurde Monaco als 34. Land für einen Grand Prix zugelassen. Ein gutes halbes Jahr später, am Sonntag den 14. April 1929, eröffnete Prinz Pierre von Monaco, Großvater von Prinz Albert II., den GP mit einem Voisin. Um 13.30 Uhr starteten 16 Sportsmänner für sieben Länder in Fahrzeugen von sechs verschiedenen Herstellern. 100 Runden sollten gefahren werden. Und drei Stunden, 56 Minuten und elf Sekunden später stand der Sieger fest: William Grover, der unter dem Pseudonym „Williams“ an den Start ging, siegte in einem 2,3 Liter Kompressor-Bugatti Typ 35 B und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 80 km/h.

Eine Sensation! Denn der Brite schlug damit den hoch favorisierten Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz SSK. Ein Jahr später gewann René Dreyfus aus Nizza den zweiten GP, ebenfalls mit einem Bugatti. Der Monegasse Louis Chiron sicherte sich auf Bugatti den Titel des dritten Gand Prix am 19. April 1931. Das Rennen erfreute sich in kürzester Zeit weltweiter Beliebtheit. Und zog Könige, Adlige und Berühmtheiten an. Beim achten Rennen im Jahr 1936 wurden erstmals verschiedene Fahrzeugklassen eingeführt, um die Chancen besser zu verteilen. Einen Monat bevor der schottische Rennfahrer Jim Clark geboren wurde errang Carraciola auf einem Kompressor-Mercedes W25 den wichtigen Titel. Ein Jahr später siegte Manfred von Brauchitsch im legendären Mercedes W125 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 101 km/h.

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Nach dem zweiten Weltkrieg errang 1948 der Italiener Giuseppe Farina mit einem Maserati 4CLT den ersten Platz. 1950 eröffnete Prinz Rainier mit Prinzessin Grace das elfte Rennen. Juan Manuel Fangio siegte auf Alfa Romeo 158 mit einer ganzen Runde Vorsprung. Und Stirling Moss gab seinen Einstand in der kleinen 500 ccm Klasse. 1952 wiederum wurden auch Touren- und Sportwagen in Monaco in einer eigenen Klasse zugelassen. Das 13. Rennen im Jahr 1955 erhielt den Titel „Grand Prix von Europa“. Es war der Beginn des Formel 1 Renngeschehens. Das Rennen über 100 Runden gewann Maurice Trintignant in einem Ferrari 625. Juan Manuel Fangio sicherte sich 1957 seinen insgesamt fünften GP-Sieg und zum zweiten Mal die Trophäe in Monaco – auf einem Maserati 250 F.

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Mit der Saison 1959 startete in Monaco auch eine Junior Serie. Den GP gewann der Australier Jack Brabham mit einem Cooper T 51. Prinz Rainier eröffnete 1963 den Kurs mit einer Rundfahrt in einem Porsche 356 Super 90 und überreichte später den Pokal an den Engländer Graham Hill, der seinen ersten von insgesamt fünf Siegen in Monaco erstritt. Auch der Schotte Jackie Stewart gab seinen Einstand – zunächst in der Formel 3. Im Jahr 1965 legte eine Parade von historischen Rennwagen einen ersten Grundstein für den historischen Grand Prix, doch es sollten weitere Revivals folgen, bis es endgültig so weit war. Denn das Jahr 1966 verlangte volle Konzentration auf das Reglement. Fortan waren 3,0 Liter Fahrzeuge angesagt oder aber aufgeladene Aggregate. Und Jim Clark gab seinen Einstand mit einem Lotus 33 auf der Pole Position. Zwei Jahre später drehte Lotus in Monaco auf. Graham Hill gewann auf dem Typ 49 B des „Gold Leaf Team Lotus“. Erstmals war Werbung auf den Fahrzeugen zugelassen.

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Da sich Unfälle häuften, wurden Rennwagen wie Streckenführung sicherer gemacht. Graham Hill siegte 1969 abermals auf Lotus. Jacky Ickx nahm erstmals in Monaco beim GP teil und pilotierte einen Brabham BT26. 1970 erreichte Jochen Rindt auf einem Lotus 49C nach der letzten Kurve den Sieg. Juan Manuel Fangio drehte daraufhin einige Runden mit einem historischen Lancia D 50. Die Stimmen nach einem historischen GP wurden lauter. Doch sollte es bis dahin noch eine Weile dauern. 1971 gewann Jackie Stewart Monaco zum zweiten Mal, Ickx wurde auf Ferrari Dritter. Abermals wurde die Strecke leicht modifziert. Alleine die beengten Raumverhältnisse der Monegassen ließen nur wenig Spielraum.

1974 fuhr Ferrari ganz vorne mit. Doch Ronnie Peterson wusste mit seinem John Player Special Lotus 72E Niki Lauda und Clay Regazzoni in die Schranken. Ein Jahr später zog Lauda auf Ferrari 312T auf den ersten Platz vor – nach über 20 Jahren wieder ein GP Sieg für Ferrari in Monaco. 1976 holte Lauda erneut den Titel und die Strecke wurde verlängert. St. Devote und La Rascasse kamen hinzu. 1977 dann ein Paukenschlag: Der Südafrikaner Jodie Scheckter gewann den 35. GP mit dem Walter Wolf Racing Team. Mercedes kehrte 1978 mit dem legendären W25 nach Monaco zurück und legte damit einen weiteren Grundstein für den späteren historischen GP von Monte-Carlo.

Text & Fotos: Mathias Paulokat


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