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Lotus Eshti: Chapman's Dream

Lotus steht für Motorsport. Das Ausnahmetalent Jim Clark schaffte es unter dem fanatischen „Weight-Watcher“ und Teamchef Colin Chapman mit dem Lotus Typ 49 (und Vorgängermodellen) 33 mal auf den ersten Startplatz der Formel 1. In den Jahren 1963 und 1965 setzte sich das Konzept Gewichtsersparnis erneut durch und Jim Clark schenkte dem Lotus Team zwei von insgesamt sechs Fahrer-Weltmeistertitel. Bei der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft schlug Lotus insgesamt sieben mal zu.

Trotzdem trieb der Pioniergeist Chapman's Konstruktionen nicht selten an physikalische Grenzen. Ausfälle waren nicht immer eine Ausnahme - Murphy' s Gesetz. Aber der Erfolg gibt Chapman und der Leichtbauweise recht. Insgesamt 79 GP-Siege konnten die Briten auf Ihrem Konto verbuchen. Lotusgründer und Teamchef Colin Chapman starb 1982.

Von der Geschichte in die Gegenwart

Schon als die Lotus Elise 1996 zum ersten Mal vorgestellt wurde, war klar: Der seltsame Sportwagen sollte bald zu einem zeitlosen Klassiker werden. Durch das Handling, die Motorleistung und vor allem durch das exzentrische Design hob sich die Elise von der Masse ab.

Lotus Eshti: Chapman's Dream Im Jahre 2002, zwanzig Jahre nach Chapman’s Ableben, scheint die Religion „High Performence and Low Weight“ einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben. Die Firma Brandes & Dschüdow, ehemaliger Händler von British-Leyland-Produkten, gibt der Elise das, was ihr seit Jahren fehlt: Drehmoment, PS, Kraft im Überfluss und einen neuen Namen. In Anlehnung an Dschüdows autoverrückter Tochter Esther wurde die „Über-Elise“ Eshti <2.4 genannt. Mit dem Sechszylinder-Biturbo-Motor, der auch Audis RS4 zum Porschejäger macht, scheint die Elise ihren Meister gefunden zu haben. Zum Vergleich: Der Audi RS4 Avant wiegt 1.620 Kg, beim Eshti sorgen 998 Kg für ein Wagengewicht von 2,37 Kg pro Pferdestärke. Dies erklärt auch die Typenbezeichnung <2.4, also kleiner zweipunktvier.

Der Esthi darf selbst ein Lotus-Logo tragen, denn Lotus Interimschef Tengku Hasmadi hat Brandes & Dschüdow, für ein Jahr auf Probe, zum ersten offiziellen Lotus-Tuner bestellt. Die ausgestanzten Buchstaben am Heck der Kanonenkugel geben durchaus Sinn, schließlich belüften sie den Motor. Der wiederum beschleunigt dank seiner 420 PS den Eshti in 3,75 Sekunden von null auf 100 km/h und hört erst bei 305 Km/h wieder auf. Brandes & Dschüdow und sein Entwickler Dieter Scharpe von Tekno engineering schenken dem Eshti die Bremsanlage aus dem Lotus Esprit Turbo, und schaffen damit die einzige Elise die über einen Bremsverstärker und ABS verfügt. Für eine Antischlupfkontrolle bleibt in der ultraleichten geklebten Aluminium Konstruktion mit Leichtbau-Stahl Heckträgerstruktur kein Platz. Ein Lotus ist schließlich kein Komfort-Auto.

Auf den ersten Blick erkennt man wohin die Reise geht. Größere Räder, mehr Lufteinlässe und breitere Abmessungen machen den Eshti zu einem „Object of Desire“. Im Sommer 2003 ist der Eshti <2.4 für knapp 110.000 Euro über Brandes & Dschüdow.

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Text: Philipp Stodtmeister
Fotos: Brandes & Dschüdow