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Magazin

Diese maritime Auktion von Bonhams macht Lust auf Meer

Grandiose Gemälde alter America´s Cup-Sieger und historische Zeugnisse maritimer Kultur wie die feinen Scrimshaw-Schnitzereien auf Walknochen: Das Auktionshaus Bonhams lockt mit einer großen Versteigerung zum ewigen Abenteuer Seefahrt.

In der Fußstapfe von Kapitän Ahab

Der Untergang der „Essex” in den Weiten des Pazifik im Jahr 1820 zählt zu den legendären Schiffstragödien des 19. Jahrhunderts. Der amerikanische Walfänger wurde von einem riesenhaften Wal angegriffen und dabei völlig zerstört. Ein Bruchteil der Besatzung konnte sich in letzter Not auf eine verlassene Insel retten. Der junge Matrose Herman Melville, der später einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller werden würde, schuf aus diesem Stoff den Roman „Moby Dick”. Nach der berühmten Hollywood-Verfilmung mit Gregory Peck als Kapitän Ahab hat sich Regisseur Ron Howard („Rush”) nun mit dem Blockbuster „In the Heart of the Sea” der ursprünglichen Geschichte angenommen. Der Film kommt zwar erst im Frühling in die Kinos, aber bei der großen maritimen Auktion von Bonhams in New York Ende Januar kann man schon vorher dem Ahab in sich nachspüren und um Meisterwerke aus der Seefahrt mitbieten.

Vom Walfang zum America's Cup

Viele der angebotenen Gemälde und Artefakte stammen wie die „Essex” aus Nantucket, dem alten Walfängerhafen vor der US-Ostküste oder von New Yorker Industriellen, die schon im 19. Jahrhundert das vornehme Abenteuer des Hochseesegelns für sich entdecken. Wie zum Beispiel Losnummer 103: ein prachtvolles Gemälde der Shamrock V des Künstlers John Mecray. Den Segler der J-Class lies Teekönig Sir Thomas Lipton einst bauen, um 1930 am America´s Cup teilzunehmen (geschätzt auf umgerechnet 55.000 Euro). Ein weiterer Vertreter der klassischen Schiffsmalerei ist James Edward Buttersworth wellenumtostes Bild „Cornelia and Magic rounding buoy 8-1/2” - zwei Yacht-Rivalen, die bei den New Yorker Regatten in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts immer um den Sieg kreuzten. Das Bild mit Los 94 wird auf mindestens 300.000 Euro taxiert.

Maritime Folklore aus Knochen und Horn

Sie gehören zur Folklore der See wie das Seemannsgarn selbst: die Miniaturschnitzereien auf Walknochen und Horn, genannt Scrimshaw. Hinter Losnummer 74 verbirgt sich ein fein gearbeiteter Gehstock mit Scrimshaw-Seehundkopf und Schaft aus Walknochen, der Mitte des 19. Jahrhunderts für einen Gentleman angefertigt wurde. Ein kleines Scrimshaw-Kunstwerk ist auch der Walzahn mit eingeritztem Offizier mit Fahne, das die Nummer 78 trägt. Aus diesem Knochen, dessen Verkauf heute ebenso wie Elfenbein verboten ist, wurde auch das detailgenaue Walboot gefertigt - von einem unbekannten Seemann der Azoren, Anfang des 20. Jahrunderts (Losnummer 76). Aus dem Besitz des Walfang-Museums in Nantucket stammt auch ein minutiös aus Knochen und Tau gebautes napoleonisches Kriegsgefangenenschiff mit 80 Kanonen an Bord, circa 1800 entstanden. Das maritime Juwel wird mit einem eigenen mit Intarsien versehenen Schaugehäuse verkauft. Die englisch-französische Koproduktion hat die Losnummer 45 und wird vergleichsweise günstig für umgerechnet ab 15.000 Euro taxiert.

Zu den Besonderheiten der Auktion gehört auch die über einen Meter hohe bemalte Holzfigur der „Mary Ann” - eine Frau, die einer Gallionsfigur ähnelt (Losnummer 66). Joshua Quiton gab sie 1850 in Auftrag, nachdem Dienerin Mary Ann seine beiden Kinder vor dem Ertrinken gerettet hatte. Wer zur See fuhr, verlies sich natürlich nicht immer auf die eigenen Augen, obwohl Ahab einen Ausguck auf der Mastspitze hatte. Ein Luxusmodell für Schiffseigner war 1915 dagegen sicher das Tri-Power binokulare Teleskop aus Nickel und Messing mit Ahorn-Dreifuß von Ernst Leitz Weimar (Losnummer 59). 

Fotos: Warner Bros. (Ausschnitt aus Filmplakat zu "In the Heart of the Sea"/ Bonhams)

Die Auktion „Important Maritime Paintings & Decorative Arts” findet am 28. Januar 2015 bei Bonhams, New York, statt. Beginn: Ortszeit 13 Uhr. Weitere Informationen unter bonhams.com.