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Porsche feiert Geburtstag auf Italienisch beim FuoriConcorso Open Museum

Am 75. Geburtstag von Porsche kommt man nicht vorbei. Zwei Wochen vor den offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten versammelte das Porsche Museum anlässlich des diesjährigen FuoriConcorso Open Museum einige der großartigsten Ikonen am Comer See.

Anfang Juni 1948 – vor beinahe 75 Jahren – wurde aus Ferry Porsches Traum eines eigenen Sportwagens Wirklichkeit. Selbstverständlich wird dieser denkwürdige Geburtstag rund um den Globus gefeiert, aber, zumindest was die Location betrifft, dürfte es schwerfallen, die Grandezza der Villa Olmo zu übertreffen, Villa mit Park im neoklassizistischen Stil direkt am Ufer des Lago di Como gelegen. Jedes Jahr ermöglicht FuoriConcorso Open Museum einer Sammlung von Weltrang oder einem Museum eine öffentliche Ausstellung während der Como Car Week. Dieses Jahr boten das vornehme Anwesen und die umliegenden Berge einen himmlischen Rahmen für die raren Sport- und Rennwagen, die das Porsche Museum mitgebracht hatte. 

Das früheste Auto in diesem Aufgebot war ein Porsche 550 Spyder von 1954. Dieser schlanke und kompakte kleine Racer erinnerte Besucher an einige der ersten Rennerfolge Porsches wie beispielsweise ein Doppelsieg bei der letzten Carrera Panamericana in 1954, der das Renommee der Marke als cleverer Außenseiter, der sich gegen eine machtvolle Konkurrenz durchsetzt, begründete. Ein weiteres Beispiel für das Erfolgsrezept Leichtgewicht war der Porsche 356 B 2000 GS Carrera GT von 1963, der auf Grund seiner ungewöhnlichen Form „Dreikantschaber“ getauft wurde. Obwohl Porsches Rennsport-Heritage vor allem durch Bergrennen, Straßenrennen und der Langstrecke entstand, verkörpert der Porsche 801-Monocoque-Rennwagen mit Achtzylindermotor mit dem Dan Gurney 1962 den französischen Grand Prix gewann, den ersten und bis jetzt einzigen Sieg in einem Formel 1-Weltmeisterschaftslauf. 

Erinnerte der zigarrenförmige F1-Rennwagen noch an eine fragile Skulptur, die ein Renaissancekünstler in den Gärten der Villa Olmo errichten ließ, so kündigte der beachtlich breite, flache und mit Stickern bedeckte Porsche 908/02 Spyder von 1969 eine neue Ära in der Motorsporthistorie Porsches an. Ausgerüstet mit einem Space Frame aus Aluminium umhüllt von einem 13 Kilo schweren Kunststoffkörper, erwies sich das 600 Kilo schwere Auto bei der Markenweltmeisterschaft als nahezu unschlagbar. Nach Siegen in Brands Hatch, der Targa Florio, am Nürburgring und Watkins Glen sammelte dieser Porsche noch über 50 wichtige Siege ein sowie zwischen 1969 und 1972 mehr als 100 Podiumsplätze. Bis heute ist der 908/02 Spyder einer der erfolgreichsten Rennwagen von Porsche und zugleich Vorbote des geradezu mythischen, alles verändernden Porsche 917. Beim FuoriConcorso Open Museum zeigte das Team des Porsche Museums auch den ikonischen Vaillant Porsche 917/30 Spyder, der damals von Vic Elford und Herbert Müller pilotiert worden ist. 

Während man diese unvergleichlichen Rennmaschinen bestaunt, könnte man fast vergessen, dass Porsche tatsächlich auch einige relevante Sportwagen für die Straße entwickelt hat. In 1983 sorgte Porsche für Furore mit der Enthüllung des „Gruppe B“ Concept Car, eine Gruppe B-Homologationsstudie aus der anschließend der Supersportwagen Porsche 959 in 1985 schlüpfen sollte. Der perlweiße, schmale, luftwiderstandsreduzierte Prototyp mit seinen Aero-Rädern sah inmitten der anerkannten Klassiker bemerkenswert aktuell aus. Wir konnten nicht aufhören, von einer Reise zurück in Porsches Designstudio Anfang der achtziger Jahren zu träumen, wo wir in ehrfürchtiger Stille die Designer bei ihrem Schöpfungsprozess beobachten dürfen.

Der Porsche 959 war natürlich der Eyecatcher der Achtziger, doch das mit Abstand spannendste Auto, das in den neunziger Jahren in Stuttgart ersonnen wurde, war der Porsche 911 GT1. Nachdem Porsche mit den ersten 911 als Mittelmotorrennwagen – 911 GT1 und 911 GT1 Evo – Le Mans in 1996 und 1997 bestritt, repräsentierte der 911 GT1 von 1998 die Motorsport-Spitzenentwicklung der späten neunziger Jahre für den 911. In diesem Jahr feiert Porsche auch das 25. Jubiläum des Doppelsiegs in Le Mans: Wir hatten das Glück, uns einen modernen Porsche 911 GT3 RS mit Stéphane Ortelli zu teilen, einem der Fahrer, dem der Sieg 1998 zu verdanken ist. Wir berichten von diesem einmaligen Roadtrip von St. Moritz an den Comer See mit einer eigenen Reportage. Unterstützt wurde Stéphane vor Ort von Porsche-Werksfahrer André Lotterer.

Das Porsche Museum, Porsche Italia und eine Riege privater Sammler brachten auch einige außergewöhnliche zeitgenössische Autos zu dieser Party der Superlative, und noch ein bemerkenswertes Jubiläums-Konzeptfahrzeug. Entworfen von dem hochbegabten Emiel Burki, ist der Porsche Vision 357 eine Hommage an den originalen Porsche 356 und zeigt damit einen kreativen Remix einer ikonischen Form mit Elementen der zukünftigen Designphilosophie der Marke.

Nicht weniger beeindruckend waren die moderne Version des Porsche 935 und der GT3 der Baureihe 992 von Paolo Barilla in Auftrag gegeben in dem schwarz-gelben Farbschema mit dem der Porsche 956 die 24 Stunden von Le Mans in 1985 gewonnen hatte. Daneben entdeckten wir einen zwar weniger dramatischen, aber dafür sehr lieben alten Bekannten – der millionste Porsche 911 mit dem wir 2017 von Zürich nach Le Mans gefahren sind. Noch ist es nicht offiziell, aber vielleicht folgt auf diesen unvergesslichen Roadtrip im Sommer ein weiterer mit einem anderen, sehr besonderen Porsche.

„Die Atmosphäre hätte nicht gelungener sein können, um unser Jubiläum angemessen zu feiern und mehr als 30 der großartigsten Fahrzeuge aus den letzten 75 Jahren Kunden und Sportwagen-Enthusiasten vorzuführen“, sagt Achim Stejskal, Chef von Porsche Heritage und dem Museum, als sich der Event seinem Ende zuneigte. Zum Glück hat das Jubiläumsjahr noch gar nicht richtig begonnen. Nächster Boxenstopp? Zuffenhausen am 8. Juni, wo die offizielle Geburtstagsparty und die Eröffnung der Jubiläumsausstellung locken. Wir können es kaum erwarten!

Fotos: Tom Shaxson für Classic Driver